Kurzzusammenfassung des Projekts
Ausgangslage Pilotprojekt Community Nursing Bezirk Vöcklabruck
Die Community Nurses werden im Bezirk Vöcklabruck in der Stadtgemeinde Attnang-Puchheim für eine Region von ca. 5.000 EW tätig. In Attnang-Puchheim gibt es sowohl ein dicht besiedeltes, urbanes Gebiet, sowie auch ländlich strukturierte Ortsteile, mit insgesamt einem hohen Anteil an Familien mit Migrationshintergrund.
Unterstützungsangebote für alte und ältere Menschen und ihre pflegenden Angehörigen sind in der Region noch wenig vorhanden. Aufgrund des fehlenden Netzwerks kommt es zur Überlastung von pflegenden Angehörigen und folglich zu einem reduzierten Wohlbefinden, welches sich negativ auf den Gesundheitszustand aller Beteiligten auswirkt und den Verbleib des alten Menschen im eigenen Zuhause frühzeitig gefährdet.
Eine Herausforderung mehr ist der in der Projektregion vergleichsweise hohe Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. Die kulturellen und sprachlichen Barrieren erschweren dieser Bevölkerungsgruppe den Zugang zum Gesundheits- und Sozialsystem und verstärken die Überforderung und Überlastung für pflegenden Angehörige zusätzlich. Durch die Implementierung einer Community Nurse werden mithilfe aufsuchenden (präventiven) Hausbesuchen bei alten und hochbetagten Menschen, sowie deren pflegenden Angehörigen der Pflegebedarf, die Bedürfnisse und Ressourcen erhoben. Eine erste Beratung befasst sich mit deren Thematiken und Herausforderungen und es wird auf Hilfsangebote hingewiesen. In weiterer Folge soll am Aufbau eines niederschwelligen Unterstützungsnetzwerks durch freiwillige HelferInnen gearbeitet werden.
Aktualisiertes Projektkonzept:
Überlegungen zum Projekt (Gesundheitsdeterminanten-Ansatz):
Die Community Nurse steht als zentrale Person in der Gemeinde für alle Fragen zum Thema Gesundheit, Leben im Alter, Hilfs- und Entlastungangebote zur Verfügung und übernimmt im individuellen Bedarfsfall das Case Management. Neben der Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle (Büro), geht die Community Nurse aufsuchend zu den Personen nach Hause und bindet sich vor Ort aktiv ins Fallgeschehen ein.
Durch den ganzheitlichen Ansatz und der wohnortnahen Versorgung und Begleitung können Betroffene und Angehörige optimal unterstützt werden. Die Förderung der Selbständigkeit und Erhöhung der Lebensqualität stellt einen wichtigen Aspekt der Arbeit dar. Gleichzeitig soll die Gesundheitsversorgung insbesondere für ältere, chronisch Kranke und Menschen mit Pflegebedarf verbessert werden.
Der Verbleib in den eigenen vier Wänden stellt ein übergeordnetes Ziel dar. Der demographische Wandel und gleichzeitige Veränderungen in stationären Einrichtungen, veranlassen dazu innovative Maßnahmen zur Stärkung der extramuralen Versorgung zu setzen. Im Projekt wird durch präventive, gesundheitsfördernde und pflegerisch-beratende Unterstützung eingegriffen, um Pflegebedürftigkeit und frühzeitige Einschränkungen im Alter, so lange als möglich hinauszuzögern. Auf struktureller Ebene darf es zur Entlastung der Hausärzte, Krankenhäuser und Heimen führen.
Setting (Projektregion samt Bevölkerungsstruktur, geographische und andere Besonderheiten, spezifische Bedarfe)
Die demografische Struktur in der Projektregion zeigt, wie in vielen anderen Regionen, einen zunehmenden Anteil an älteren und älter werdenden Menschen. Soziale Faktoren, wie Armut, Isolation oder geringe Gesundheitskompetenz spielen eine zu beachtende Rolle. Gleichzeitig zeigt sich eine große Kooperationsbereitschaft innerhalb der Kommune. Die Infrastruktur hinsichtlich Mobilität, Ärzte, Krankenhaus, Apotheken, Nahversorger, Alten- und Pflegeheim ist aufgrund der zentralen Lage vergleichsweise sehr gut. Das Angebot der Community Nurse wird auf das ganze Stadtgebiet Attnang-Puchheim erweitert. So steht die Community Nurse allen Bürger*innen uneingeschränkt als Anlaufstelle zur Verfügung.
Zielgruppe(n) (Differenzierung in primäre und erweiterte Zielgruppen)
Community Nursing richtet sich an verschiedene Personengruppen, die Hilfe und Unterstützung in ihrer Gesundheitsversorgung und sozialen Teilhabe benötigen. Das Angebot zielt darauf ab, ältere Menschen individuell zu unterstützen, unabhängig davon ob sie präventive Maßnahmen in Anspruch nehmen, oder bereits hilfe- bzw. pflegebedürftig sind. Dabei wird nicht nur auf körperliche, sondern auch die soziale und psychische Gesundheit betrachtet und gestärkt.
Die primäre Zielgruppe sind ältere Menschen mit Unterstützungsbedarf, sowie deren pflegende Angehörige. Senioren, die allein leben und mit altersbedingten Einschränkungen, wie Demenz oder Mobilitätsproblemen konfrontiert sind. Ebenso zählen Menschen, die präventiv Gesundheitsberatung oder Schulung in Anspruch nehmen möchten, zur primären Zielgruppe der Community Nurse. Dazu zählen auch Senioren, die gesund und aktiv bleiben möchten und jene, die sich über präventive Maßnahmen informieren möchten. So umfasst die Zielgruppe verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen.
- Ältere Menschen ohne Pflegebedarf
- Ältere Menschen mit chronischen Erkrankungen
- Pflegebedürftige ältere Menschen
- Menschen mit Demenz oder kognitiven Beeinträchtigungen
- Pflegebedürftige ohne ausreichendes soziales Netzwerk
Als erweiterte Zielgruppe werden chronisch Kranke und multimorbide Menschen, unabhängig deren Alters mitbetreut. Ein großes Augenmerk wird auf Familien und Angehörigen von Pflegebedürftigen gerichtet, die aufgrund der Pflege Entlastungsangebote benötigen. Ebenso werden Menschen, die durch Armut, Isolation oder mangelnde Netzwerke zusätzlichen Unterstützungsbedarf haben, beraten und an wichtige Netzwerkpartner vermittelt.
Zielsetzungen (angestrebte Veränderungen, Wirkungen, strukturelle Verankerung)
Das Konzept zielt darauf ab, eine innovative und bedarfsgerechte Versorgungslösung für ältere, gesundheitseingeschränkte und/oder pflegebedürftige Menschen im häuslichen Umfeld zu schaffen. Es soll die Lebensqualität verbessern, Krankenhausaufenthalte und Arztbesuche reduzieren und Angehörige entlasten.
Ungedeckte Bedarfe und Risiken werden sichtbar gemacht, pflegende Angehörige nicht allein gelassen und dadurch werden unterschiedliche Belastungen wahrgenommen. Unter der Berücksichtigung von multifaktoriellen Faktoren, die die Gesundheit eines Menschen oder der Bevölkerung beeinflussen, soll das Gesundheitsbewusstsein insgesamt gestärkt werden.
Dabei wird auf individuelles, persönliches Verhalten hinsichtlich Gesundheit, sowie der sozialen und wirtschaftliche Situation der Einzelnen, geachtet. Im Alter verändert sich das soziale Verhalten oft aufgrund der sich verändernden Umwelt, oder eigenen körperlichen und geistigen Veränderungen, was die Lebenszufriedenheit maßgeblich beeinflusst.
Auf Mikroebene werden die regionale Gesundheitsversorgung und der Zugang zu dieser Versorgung beobachtet und schließlich beurteilt. Die direkte Interaktion zwischen Patienten und Gesundheitsdienstleistern wird erfasst und beurteilt.
Ein funktionierendes System erfordert ein gut koordiniertes Zusammenspiel auf verschiedenen Ebenen. Bedeutend sind die Synergien zwischen ambulanter und stationärer Versorgung, sowie die Anpassung der Angebote regional und der Zugang für alle Menschen unabhängig von persönlichen Faktoren.
Übergeordnete Ziele:
- Präventive Gesundheitsförderung
- Stärkung der Selbständigkeit
- Vernetzung von Gesundheits- und Sozialdiensten
- Entlastung pflegender Angehöriger
- Förderung sozialer Teilhabe
- Verbesserung der Versorgungsstruktur
- Entlastung des Gesundheitssystems
Community Nurses leisten einen wichtigen Beitrag zur wohnortnahen, präventiven und interdisziplinären Gesundheitsversorgung. Durch den ganzheitlichen Ansatz verbessert es nicht nur die individuelle Gesundheit, sondern auch das gesamte Pflege- und Gesundheitssystem.
Projektdurchführung:
Einer aktiven Projektumsetzung ging eine intensive Planungsphase voraus. Anhand des Födercalls wurde die Pilotregion, sowie die Zielgruppe definiert. Die gesundheitlichen und sozialen Bedürfnisse der Bevölkerung wurden ermittelt und gleichzeitig wurde der ein erster Netzwerkaufbau gestartet.
Ziele sowie Leistungen, welche durch Community Nursing erreicht werden sollen, wurden festgelegt. Gleichzeitig wurden die nötigen Ressourcen (Personalbedarf, Infrastruktur, Budgetbedarf) geklärt.
Nachdem zwei Community Nurses für das Projekt ausgesucht wurden, startete im November 2022 die aktive Pilotphase und Implementierung.
Durch aktive Öffentlichkeitsarbeit und Bekanntmachung des Projekts wurde die Bevölkerung, sowie Netzwerkpartner und Stakeholder, auf das neue Angebot aufmerksam gemacht. Es wurden Kooperationen mit lokalen Gesundheitsakteuren geschlossen, sowie eine enge Netzwerkarbeit mit der Gemeinde gestartet. Zeitnah wurde mit ersten Workshops und Veranstaltungen begonnen, um die Region auf das Angebot aufmerksam zu machen.
Nachfolgend werden zentrale Elemente vorgestellt, die zur effizienten und nachhaltigen Umsetzung des Projektes beigetragen haben.
- Projektplanung und -organisation: Ein erstellter Projektstrukturplan gliederte das Projekt in Teilaufgaben und Arbeitspakete und visualisierte gleichzeitig eine realistische Zeitplanung. Eine detaillierte Personalplanung und Ermittlung der zu benötigten finanziellen Mitteln, half die nötigen Ressourcen zur Verfügung zu haben.
- Agile und interaktive Arbeitsweise: Der Erfolg des Projekts wurde durch die flexible Anpassung an sich ändernde Anforderungen ermöglicht und gefördert. Durch regelmäßige Überprüfung der Arbeitsergebnisse konnte es zu stetigen Verbesserungen kommen. Die Einbindung und Rückmeldung von allen Projektbeteiligten und der Zielgruppe diente dazu die Qualität und Relevanz der Maßnahmen zu sichern.
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Durch frühzeitige Identifikation und Einbindung aller relevanten Akteure wurde der Austausch zwischen verschiedenen Disziplinen verbessert und gefördert.
- Kommunikation: Regelmäßiger Informationsaustausch über Fortschritte, Herausforderungen und Erfolge, schaffte Vertrauen und Akzeptanz zwischen den Akteuren. Beteiligte und Betroffene mussten sensibel, aber bei überschaubarer Projektlaufzeit auch forciert auf das neue Angebot aufmerksam gemacht werden. Der kontinuierliche Austausch konnte Widerstände und Unsicherheiten minimieren und erlaubte zusehend eine wirkende Zusammenarbeit. Diese strukturierte, flexible und interdisziplinäre Herangehensweise erleichterte die Projektarbeit auf vielen Ebenen. Die Kombination von agilen Arbeitsmethoden sowie detaillierter Planung stellte sicher, dass Arbeitspakte termingerecht und qualitativ umgesetzt werden.
Die wesentliche Kernaufgaben werden folgend angeführt.
Der präventive Hausbesuch
Die Anfragen nach präventiven und beratenden Hausbesuchen stellte sich rasch ein und zeigte einen zentralen Bestandteil des Arbeitsfeldes der CN auf. Durch präventive Hausbesuche sollen Gesundheitsrisiken frühzeitig erkannt und abgestimmte Maßnahmen ergriffen werden. Der Ablauf umfasst ein telefonisches Erstgespräch um die Zuständigkeit zu klären, infolgedessen wird ein persönlicher Termin vereinbart.
Im Rahmen des ersten Hausbesuchs werden in Form eines Aufnahmeassessment aktuelle Themen, sowie Bedarfe erhoben. Durch den direkten Kontakt im häuslichen Umfeld können gesundheitliche Risiken und individuelle Bedarfe gezielter eruiert und thematisiert werden.
Ziele der Hausbesuche sind:
- Früherkennung von Risikofaktoren
- Individuelle Beratung und Betreuung
- Verbleib in den eigenen vier Wänden
- Stärkung des Selbstmanagements
- Unterstützung der Angehörigen
Die Planung und Terminierung der Hausbesuche wird systematisch geplant, beispielsweise in regelmäßigen Intervallen oder basierend auf individuellen Risikoeinschätzungen. Die gewonnen Informationen werden in enger Abstimmung mit Ärzten, Therapeuten und anderen Fachkräften besprochen und bewertet, um passgenaue Maßnahmen zu entwickeln. Alle durchgeführten Maßnahmen werden dokumentiert, um die Wirksamkeit der Besuche zu evaluieren und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen.
Die Herausforderungen bestehen darin, je nach Nachfrage ausreichend personelle Ressourcen zur Verfügung zu haben, sowie eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Gesundheitsdienstleistern organisieren zu können. Nicht alle Betroffenen sind sofort motiviert und bereit die für sie verbessernde Maßnahmen zuzulassen und einzuleiten.
Durch einen konstanten Vertrauensaufbau, sowie transparente Kommunikation können Vorbehalte abgebaut werden und das Zusammenwirken der Zielgruppe mit der Community Nurse gestärkt werden. Durch die individuelle abgestimmte Betreuung erhöht sich die Zufriedenheit und der allgemeine Gesundheitszustand, was schließlich zu einer verbesserten Lebensqualität führt.
Durch kontinuierliche Beratung und Unterstützung entwickeln die Betroffenen ein besseres Verständnis für ihren eigenen Gesundheitszustand und erlernen Strategien zur eigenverantwortlichen Gesundheitsförderung.
Initiative Freiwilligennetzwerk
Durch gezielte Initiativen sollte die Einbeziehung von Freiwilligen in die wohnortnahe Gesundheitsversorgung erzielt und die Vernetzung innerhalb der Gemeinde gestärkt werden. Im Projekt wurde vorgesehen, das Potential freiwilligen Engagements in den Bereich der Community Nurse zu integrieren. Als Zielsetzung sollten professionelle Pflegekräfte und pflegende Angehörige durch Miteinbeziehung von Freiwilligen unterstützt und entlastet werden. Keinesfalls sollten freiwillig Engagierte Tätigkeiten von professionellen Dienstleistern übernehmen bzw. diese Personen ersetzen.
Durch den Einsatz von Freiwilligen soll das soziale Miteinander gefördert und die Stärkung der Gemeinschaft wiederbelebt werden. Durch intensive Kommunikation und Kooperationsarbeit bildete sich eine initiative Gruppe an lokalen Akteuren, die an der Entstehung eines Freiwilligennetzwerk mitwirken begannen. Vertreter der Gemeinde und Pfarren, sowie die Community Nurse analysierten den Versorgungsbedarf in der Gemeinde, um festzulegen welche Aufgabenbereiche durch freiwillige Helfer abgedeckt werden könnten.
In Form einer Informationsveranstaltung, über die lokalen Medien und in Zusammenarbeit mit regionalen Gruppen wurde ein Aufruf gestartet, der potentielle Helfer erreichen sollte. So meldeten sich die ersten Interessierten um am Projekt „Gemeinsam in Attnang-Puchheim“, mitzuwirken.
Die Community Nurse spielt eine zentrale Rolle in der Organisation und Koordination von freiwilligen Helfern in den Betreuungsprozess. Sie steht als zentrale Ansprechpartnerin für die Freiwilligen zur Verfügung, beantwortet Fragen und bietet bei Bedarf Unterstützung. Regelmäßige Evaluationsgespräche und Feedbackrunden helfen, die Zusammenarbeit zu vertiefen und den Unterstützungsbedarf für die Freiwilligen frühzeitig erkennen zu können.
Durch diese Initiative können mittlerweile seit über einem Jahr (Start Jänner 2024) Menschen zu Hause besucht, bei kleinen Alltagsdingen unterstützt und Angehörige entlastet werden.
Veranstaltung zu Gesundheitsthemen
Um Wissen zu vermitteln, Prävention zu fördern und das Bewusstsein für eine gesunde Lebensweise zu stärken, sollen Veranstaltungen und Workshops im Gesundheitsbereich als effektive Instrumente genutzt werden. Dadurch sollten Teilnehmende praxisnah lernen; sich austauschen und motiviert werden, ihre Gesundheit aktiv zu gestalten. Ziel dieser Veranstaltung war es über gesundheitsrelevante Themen aufzuklären und das Bewusstsein für die eigenen Möglichkeiten zu schärfen. Es sollten Familien und Erwachsene angesprochen werden, die präventive Gesundheitsmaßnahmen ergreifen möchten, genauso wie interessierte Bürger, die sich umfassend über Gesundheitsthemen informieren möchten.
Während der Projektlaufzeit wurden in Kooperation mit der gesunden Gemeinde Expertenvorträge organsiert, sowie Workshops zu gesundheitsrelevanten Themen organsiert. Grundsätzlich tragen Veranstaltungen maßgeblich dazu bei, Prävention und Selbstfürsorge in der Bevölkerung zu stärken. Eine kontinuierliche Evaluation und Anpassung der Angebote, stellte sicher das die Veranstaltungen den aktuellen Bedürfnissen der Zielgruppe entsprechend aufgebaut wurden.
So fanden Veranstaltungen zu Themen wie Bewegung, Ernährung, Notfallmanagement, Heilbehelfsversorgung, Kinästhetik, Sicherheit und noch mehr statt. Die Bewerbung und Teilnehmergewinnung erfolgte über die Nutzung der regionalen Zeitungen, sowie Flyern, Social Media und der Einbindung von Kooperationspartnern und lokalen Einrichtungen.
Projektstruktur und Projektrollenverteilung:
Eine klare Verteilung der Projektrollen war entscheidend für den Projekterfolg. Die klare Struktur förderte die Teamkultur und sorgte für reibungslose Zusammenarbeit. Im Projekt wurden zentrale Rollen und deren Aufgabenbereich genau festgelegt und beschrieben.
Die übergeordnete Projektleitung und Gesamtverantwortung für das Projekt wurde direkt vom Geschäftsführer des Sozialhilfeverbands getragen. Die fachliche Projektleitung wurde an eine Fachexpertin im SHV-Team übertragen, wo die inhaltlichen Projektanforderungen bearbeitet und definiert wurden. Gleichzeitig wurde die Projektarbeit bei fachlichen Fragen durch die Projektleitung unterstützt und beraten. Von der fachlichen Projektleitung wurde der Projektplan erstellt und kontinuierlich überwacht. Meetings und Abstimmungsgespräche wurde vom übergeordneten Projektleiter moderiert und koordiniert.
Die Projektsteuerung und das Controlling wurde vom übergeordneten Projektleiter, sowie von der fachlichen Projektleiterin durchgeführt. Dabei wurde der Projektfortschritt bewertet, sowie die Einhaltung von Zeit- und Budgetplänen kontrolliert.
Die Bestandteile der Projektstruktur wurden wie folgt unterteilt:
- Projektstrukturplan: Das Projekt wurde in einzelne Phasen und Arbeitspakete unterteilt. Die Arbeitspakete waren so gestaltet, dass sie konkrete Ergebnisse und Meilensteine lieferten, was wiederum zur Erreichung des Gesamtziels beigetragen hat.
- Organisatorische Struktur: Eine detaillierte Projektrollenliste schaffte bereits im Vorfeld Transparenz und Klarheit hinsichtlich Zuständigkeiten.
- Arbeitspakete und Aufgabenverteilung: Arbeitspakete und definierte Aufgaben, sowie deren Verantwortlichkeiten wurden in einer detaillierten Planung festgehalten. Die Struktur ermöglichte es, auf Änderungen im Projektverlauf dynamisch reagieren zu können und etwaige Anpassungen von Arbeitspaketen oder eine Umverteilung vorzunehmen. Alle Aufgaben und Fortschritte, sowie Änderungen wurden dokumentiert was der Nachvollziehbarkeit und Kon-trolle des Projektverlaufs diente.
- Zeitplanung: Mit Hilfe von Diagrammen wurde der zeitliche Ablauf gekennzeichnet. Wichtige Zwischenziele wurden definiert, um den Fortschritt messbar zu machen und bei Bedarf frühzeitig steuern eingreifen zu können.
- Kommunikations- und Informationsfluss: regelmäßige Meetings und Statusberichte stellten sicher, dass alle Projektbeteiligten stets informiert sind.
- Qualitätssicherung: durch die Evaluation der Arbeitspakete und die Beurteilung der Projektergebnisse wurden potentielle Risiken frühzeitig identifiziert und es konnten rechtzeitig Maßnahmen zur Risikominimierung eingeleitet werden. Hier diente eine flexible Projekt-Struktur, auf Veränderungen zu reagieren und notwendige Anpassungen vorzunehmen.
Vernetzungen und Kooperationen
Die Vernetzung und funktionierende Kooperationen stellen einen wichtigen Erfolgsfaktor im Community Nursing dar. Es ermöglicht eine ganzheitliche und wohnortnahe Versorgung, indem sie die Kompetenzen unterschiedlicher Akteure bündeln und somit eine bedarfsgerechte Betreuung der Zielgruppe sicherstellen.
- Bedeutung von Vernetzung: Die enge Zusammenarbeit zwischen Pflegefachkräften, Ärzten, Therapeuten und sozialen Diensten sorgt dafür, dass medizinische, pflegerische und soziale Aspekte nahtlos ineinandergreifen. Durch regelmäßige Kommunikation und gemeinsame Fallbesprechungen werden relevante Informationen ausgetauscht, was eine notwendige Anpassung erkennen und umsetzen lässt. Die Bündelung von Ressourcen und Kompetenzen führt zu einer optimierten Nutzung vorhandener Kapazitäten und reduziert insuffiziente Arbeitsprozesse.
- Kooperationspartner: Hausärzte, Fachärzte, Krankenhäuser und ambulante Pflegedienste bilden die medizinische Basis der Zusammenarbeit. Gleichzeitig stellte die enge Zusammenarbeit zur lokalen Politik und Verwaltung eine wichtige Kooperation im Projekt dar und unterstützte gleichzeitig den Erfolg des Projekts. Durch das Zusammenwirken konnten gemeinsame Initiativen zur regionalen Gesundheitsförderung umgesetzt werden.
- Erfolgsfaktoren: alle relevanten Akteure wurden von Beginn an in die Projektumsetzung eingebunden um die Maßnahmen und Ziele von Community Nursing transparent zu halten. Die offene und klare Abgrenzung der Community Nurses, sowie die Definition der Verantwortlichkeiten verhinderte Überschneidungen und schaffte Klarheit in der Zusammenarbeit.
- Herausforderungen: variierende Arbeitsprozesse und wechselnde Ressourcen der Partner erfordern flexible Kooperationen und Anpassungen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit muss unter Einhaltung der Datenschutzrichtlinien erfolgen. Die Unsicherheit über den Verbleib der Community Nurses nach Projektlaufzeit, stellte teilweise einen hinderlichen Grund für längerfristige Planung und strategische Zusammenarbeit dar. Um interdisziplinäre Netzwerke auszubauen und diese kontinuierlich zu optimieren, bedarf es der durchgehenden Anstrengung der Community Nurse, in Austausch und Kontakt zu bleiben, sowie die Position der Community Nurse zu stärken.
Fazit
Die Arbeit als Community Nurse stellt einen innovativen und nachhaltigen Ansatz dar, um die Gesundheitsversorgung älterer Menschen zu verbessern und präventive Maßnahmen in den Vordergrund zu rücken. Die persönlichen, vertrauensvolle Beziehungen zwischen der Community Nurse und ihren Klienten ermöglicht, die Betroffenen zu Selbständigkeit und Eigenermächtigung zu bewegen.
Präventive Hausbesuche stellen ein wirkungsvolles Instrument im Community Nursing dar. Sie ermöglichen eine frühzeitige Erkennung und gezielte Intervention, die nicht nur die Gesundheit der Zielgruppe verbessert, sondern auch das Gesundheitssystem, durch vermiedene Krankenhauseinweisungen und Notfallsituationen, sowie dem Hinauszögern einer Heimunterbringung, entlastet.
Angesichts der demographischen Entwicklungen und des zunehmenden Bedarfs an wohnortnaher Unterstützung, gewinnen präventive Maßnahmen weiter an Bedeutung. Zukünftig sollten daher verstärkt Ressourcen und Konzepte entwickelt werden, um die kontinuierliche Betreuung und Prävention im häuslichen Umfeld nachhaltig zu optimieren. Die Kombination aus Prävention, interdisziplinärer Vernetzung und individueller Betreuung, ermöglicht eine bessere Lebensqualität für ältere Menschen und entlastet das Gesundheitssystem. Community Nursing ist mitunter eine Antwort auf den zunehmenden und sich verändernden Bedarf und sollte als innovativer Lösungsansatz weiter ausgebaut und angeboten werden.
Resümee der Lernerfahrungen
Die Tätigkeit im Community Nursing Projekt hat wertvolle Erkenntnisse für die zukünftige Versorgung von älteren und pflegebedürftigen Menschen geliefert. Das Zusammenspiel aus präventiver Beratung interdisziplinärer Zusammenarbeit und individueller Betreuung zeigt großes Potential, um die Versorgung älterer Menschen nachhaltig zu verbessern. Präventionsarbeit wirkt nachhaltig, braucht aber Zeit und Geduld, um langfristige Verhaltensänderungen zu bewirken. Frühzeitige Intervention kann Komplikationen verhindern und schwere Krankheitsverläufe verhindern. Allerdings muss die Akzeptanz und das Bewusstsein für Gesundheitsprävention noch aktiv gefördert werden.
Informationsveranstaltungen, Printmedien und Social Media sind unterstützende Maßnahmen, um diese Arbeit in den Vordergrund zu rücken. Allerdings wächst das Vertrauen in das Modell durch persönliche Erfahrungen und positive Weiterempfehlung und das benötigt wiederum Zeit. Eine Projektlaufzeit von zwei Jahren setzte die Community Nurses unter die spezielle Herausforderung des Zeitdrucks, kombiniert mit einer nötigen durchdachten Vorgehensweise.
Community Nursing ist ein nachhaltiger Ansatz zur Gesundheitsversorgung, der sich von klassischen Pflege- und Betreuungsmodellen klar unterscheidet. Die Abgrenzung zu bereits bestehenden Versorgungsformen hilft, das Besondere und den Mehrwert dieser Arbeit besser zu verstehen. Eine Community Nurse ergänzt die ambulante Pflege, indem sie präventiv und koordinierend tätig wird und führt dabei keine direkte Pflege an Menschen durch. Die Community Nurse hat eine stärkere gesundheitliche und pflegerische Ausrichtung, während Sozialarbeit eher auf soziale und finanzielle Fragen eingeht. Im Sinne des Case Management muss eine Community Nurse im Bedarfsfall auf dieser Ebene agieren und tätig sein.
Manchmal kann präventive, ganzheitliche Unterstützungen den Eintritt des Pflegebedarfs nicht mehr verhindern und da greift die Community Nurse im Bedarfsfall als fallführende Organisatorin in ein Betreuungsgeschehen ein. Die Arbeit als Community Nurse bringt viele Chancen, aber auch einige Herausforderungen mit sich. Diese betreffen sowohl strukturelle als auch zwischenmenschliche und organisatorische Aspekte. Als strukturelle Herausforderung sei eine fehlende einheitliche Finanzierung, unklare gesetzliche Rahmenbedingungen, sowie die nicht klar definierten Tätigkeitsbereiche zu erwähnen.
In der praktischen Umsetzung fordert die Akzeptanz der Zielgruppe, sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit, eine Community Nurse heraus. Gleichzeitig nehmen hohe administrative Anforderungen Zeit in Anspruch, die für die direkte Arbeit am Menschen fehlt. Der enge Kontakt zu älteren Menschen erfordert Zeit, um eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, gleichzeitig erwarten Angehörige und Betroffenen manchmal mehr Unterstützung, als realistisch geleistet werden kann. Dies Faktoren fordern eine Community Nurse auf zwischenmenschlicher Ebene.
Community Nurses können einen wichtigen, nachhaltigen Beitrag in der Versorgung von Menschen leisten. Damit sich diese Arbeit langfristig etablieren kann, müssen klare gesetzliche Regelungen und eine stabile Finanzierung geschaffen werden.