Kurzzusammenfassung des Projekts
Die Gemeinde Leogang sieht sich angesichts des demografischen Wandels mit einer wachsenden Anfrage nach pflegerischen und betreuenden Dienstleistungen konfrontiert. Etwa 20 Prozent der 3.580 Einwohner*innen (Stand 1.1.2024) sind über 75 Jahre alt, was einen signifikanten Bedarf an Unterstützungsleistungen verdeutlicht. Die intergenerationalen Veränderungen hin zu kleineren, weniger funktionsfähigen Familienstrukturen erschweren die Versorgung älterer Menschen zu Hause. Zugleich steigt die Zahl chronisch kranker Menschen und Personen mit Demenz, die ebenfalls Unterstützung benötigen. In Anbetracht der ländlichen Struktur der Region sind der Zugang zu sozialen und medizinischen Dienstleistungen insbesondere für mobilitätseingeschränkte ältere Menschen und solche, die in abgelegenen Gebieten leben, erschwert. Diese Herausforderungen führten aus einer Idee des Bürgerbeteiligungsprozesses „Zukunft Leogang der Agenda 21“ im Jahr 2018 zur Gründung eines unabhängigen und überparteilichen Hilfs- und Sozialvereins. Durch das CN-Pilotprojekt „Community Nursing 2022-2024“ konnte in der Gemeinde Leogang eine weitere zentrale Anlaufstelle geschaffen werden, die die Gemeindebürger*innen hinsichtlich Fragen zu Gesundheit und Pflege unterstützten.
Die Hauptzielgruppe des Projekts waren ältere Menschen, insbesondere diejenigen ab 75 Jahren, die ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche Einschränkungen und soziale Isolation aufwiesen. Ebenso angesprochen wurden chronisch kranke Personen und Menschen mit Demenz, die möglicherweise jünger als 75 waren, aber ebenfalls Unterstützung im Alltag benötigten. Die Zielgruppe wurde im Laufe der Projektumsetzungsphase um die Gruppe gesundheitsbewusster Senior*innen erweitert, die aktiv Maßnahmen zur Förderung ihrer Gesundheit ergreifen wollten. Diese Gruppe beinhaltete ältere Menschen, die trotz ihres Alters körperlich und geistig fit waren und ein Interesse hatten, ihre Gesundheit langfristig zu erhalten und zu verbessern. Die Ansprache der Zielgruppen erfolgte differenziert, um sowohl pflegebedürftige als auch fitte Senior*innen zu erreichen.
Im Rahmen des CN-Projekts konnten mehrere zentrale Ziele erreicht werden. Dazu zählte die Erweiterung des sozialen Netzwerks um die Komponente der professionellen Gesundheits- und Krankenpflege in der Gemeinde, um Ressourcen für pflegebedürftige ältere Menschen und deren Angehörige
zu schaffen. Diese Maßnahmen umfassten die Entwicklung individueller Versorgungspläne für ein selbstbestimmtes Leben im eigenen zuhause im Rahmen präventiver Hausbesuche, die Bekämpfung sozialer Isolation durch Initiativen zur Förderung der Teilhabe sowie die Stärkung der Gesundheitskompetenz unter den Senior*innen und deren Familien. Zudem sollte die Möglichkeit für zielgerichtete Gesundheitsbildung durch Angebote und Veranstaltungen zu Gesundheitsthemen in der Gemeinde auf- und ausgebaut werden. Auch eine effiziente Überführung in die Langzeitpflege, in welcher die Dringlichkeit der Anmeldungen reflektiert wurde, konnte durch Community Nursing realisiert werden.
Folgend wird die Projektdurchführung aus den Jahren 2022, 2023 und 2024 kurz dargestellt:
Im Jahr 2022 wurde das Pilotprojekt mit einer Kick-off-Veranstaltung zur Bedarfsanalyse und der Erstellung des Projektplans gestartet. Workshops mit Stakeholdern wurden abgehalten, um die Bedürfnisse der Zielgruppe zu ermitteln. Außerdem wurden Kooperationen mit verschiedenen Einrichtungen, wie dem Sozialverein, der Arztpraxis und der Langzeitpflegeeinrichtung, aufgebaut. Das CN-Team startete mit präventiven Hausbesuchen sowie einer wöchentlichen Sprechstunde. Eine CN, welche die Ausbildung zur Demenznurse hatte, gründete einen Demenzstammtisch für Betreuende Angehörige.
2023 lag der Schwerpunkt auf dem weiteren Ausbau der präventiven Hausbesuche und der Fortführung der wöchentlichen Sprechstunde, einschließlich des Demenzstammtisches. Diverse Veranstaltungen zur Gesundheitsbildung, wie Gesundheitsvorträge oder ein Gesundheitstag wurden durchgeführt, um das Interesse und die Gesundheitskompetenzen der Gemeindebürger*innen zu fördern.
Im Jahr 2024 zeigte sich ein deutlicher Anstieg an präventiven Hausbesuchen und Beratungsleistungen der Gemeindebürger*innen, zudem fanden zusätzliche Gesundheitsförderevents wie E-Bike-Trainings und Ausflüge statt. 2024 sollte die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung durch Fachvorträge weiter gestärkt werden. Das CN-Team lud die Gemeindebürger*innen zu Fachvorträgen ein, so konnten Themen wie Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Testament, Fragen an die Polizei und Bestattung realisiert werden. Soziale Veranstaltungen, darunter eine CN-Klient*innen Weihnachtsfeier wurde organisiert, um die soziale Teilhabe im Ort für vulnerable Gruppen zu stärken.
Die Projektleitung war während der gesamten Projektlaufzeit für die Planung, Organisation und Überwachung des gesamten Ablaufs verantwortlich. Sie koordinierte das Teams und fungierte als Bindeglied zwischen Stakeholdern, Gemeindevertretung und Mitgliedern der Steuerungsgruppe, um das Projekt weiterzuentwickeln und den Projektfortschritt zu dokumentieren. Im CN-Team Leogang stand ein Vollzeitäquivalent (1 VZÄ) für 3.580 Bürger*innen zur Verfügung, welche aus drei handelnden Community Nurses bestand, die präventive Hausbesuche durchführten, Netzwerkbildung betrieben und Veranstaltungen organisierten. Diese personelle Ressource, bestehend aus – einer Community Nurse mit zwölf Wochenstunden, einer weiteren Community Nurse mit ebenfalls zwölf Wochenstunden sowie der Projektleitung mit 16 Wochenstunden – hat gezeigt, dass eine rasche Unterstützungs- und Beratungsmöglichkeit geschaffen wurde und eine kontinuierliche Betreuungsleistung für Gemeindebürger*innen ermöglicht wurde. Ebenso konnten drei handelnden Personen ein vielfältiges Wissensspektrum mit unterschiedlichen Schwerpunkten wie bspw. Demenz, Gesundheitsförderung, Projektmanagement usw. einbringen.
Die Community Nurses arbeiteten eng mit einer Vielzahl von Partner*innen zusammen, darunter der Sozialverein zur Koordination von Unterstützungsangeboten wie Besuchsdienste, Fahr- und Begleitdienste, der Langzeitpflegeeinrichtungen mit Tagesbetreuung und den Hausärzten der Arztpraxis Leogang. Diese Kooperationen ermöglichten eine ganzheitliche Betreuung der Klient*innen und optimierte die vorhandenen Dienstleistungen und Angebote im Ort, indem aktuelle Bedürfnisse gemeldet und Ressourcen gebündelt wurden.
Während der Projektlaufzeit gab es nur wenige signifikante Abweichungen vom ursprünglichen Projektplan, einzig der Austritt von Teammitgliedern aufgrund von Kündigungen stellte eine Veränderung dar. So kam es durch den Austritt der Demenz-Nurse zur Einstellung des Demenzstammtisches. Die aufkommenden Interessensbekundungen und Wünsche bezüglich Demenz wurden anschließend im Rahmen präventiver Hausbesuche abgedeckt, wodurch die Bedürfnisse der Zielgruppe weiterhin berücksichtigt wurden.
Zusammenfassend zeigt das Projekt „Community Nursing“ der Gesundheitsberatung Leogang einen vielversprechenden Ansatz zur Bewältigung der Herausforderungen des demografischen Wandels und zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung für ältere Menschen in einer ländlichen Gemeinde.
Der bürger- und wohnortnahe Ansatz für eine integrierte, bedarfsgerechte Versorgung in ländlichen Regionen hat sich als wichtiger Ansatz herausgestellt. Community Nurses tragen aktiv zur Gesundheitsförderung bei, verbessern die Lebensqualität der älteren Bevölkerung und stärken die Gemeinschaft nachhaltig.
Im Ort werden die Community Nurses als „Gemeindeschwestern“ wahrgenommen – ein Zeichen dafür, dass die Arbeit in der Öffentlichkeit sichtbar wurde. Dies ist vermutlich auf gezielte Öffentlichkeitsarbeit wie Gemeindezeitungsartikel, Gesundheitstage und Mundpropaganda zurückzuführen. Das Handeln der Gesundheitsberatung Leogang orientiert sich an folgendem Leitsatz: „Unterstützung gibt Kraft, Zusammenhalt Würde.“ Dieser Leitsatz unterstreicht den unschätzbaren Wert verlässliche Gesundheits- und Krankenpflegepersonen in der Gemeinde zu haben – Diplompersonal, welches sich kontinuierlich um die gesundheitlichen Anliegen der Menschen kümmern und nicht nur einmalige Beratungsleistungen bieten. Gesundheitsbildung ist die Grundlage dafür, dass Menschen in ihrem Zuhause gut und selbstbestimmt älter werden können, sich sicher und gut versorgt fühlen.
Anzudenken wäre, dass das Team „Community Nursing“ durch die Berufsgruppe von Diplom-Sozialbetreuer*innen für Alten-, Behinderten- oder Familienarbeit ergänzt wird, da Diplomsozialbetreuer*innen Fachkräfte im Sozial- und Gesundheitsbereich sind, die Menschen mit besonderen Bedürfnissen unterstützen und ein selbstbestimmtes Leben der betreuten Personen fördern.