Gemeinde Afritz am See
Gemeinde Afritz am See
Ausgangslage und Überlegungen zum Projekt (Gesundheitsdeterminanten-Ansatz):
Das Projekt wurde von der diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin der Gemeinde vorgestellt, als sie von diesem Projekt erfahren hatte. Unsere Gemeinde konnte sich glücklich schätzen, dass sie 3 Jahre lang von diesem Projekt profitieren konnte. Es wurden anhand von Arbeitspaketen Ziele und Meilensteine festgelegt, welche jedes Jahr im Zuge des Monitoringberichtes evaluiert wurden. Unsere Gemeindebürger hatten eine zentrale Anlaufstelle zu den Themen Pflege und Gesundheit sowie auch Krankheit. Der pflegerische Bereich ergab persönliche, soziale sowie auch umweltbedingte Faktoren, welche alle Hand in Hand ineinander gingen und mit eingeflossen sind. Die Community Nurse wurde als kompetente Fachkraft in Bezug auf pflegerische Themen eingesetzt und die Bürger wurden individuell und ressourcenabhängig betreut.
Es wurden auch Veranstaltungen zu pflegerischen Themen abgehalten, welche ebenso einen Einfluss auf die Lebensweise unserer Bürger hatte und präventiv Ansätze in Bezug auf Gesundheit und Pflege verfolgte.
Setting (Projektregion samt Bevölkerungsstruktur, geographische und andere Besonderheiten, spezifische Bedarfe) sowie Zielgruppen:
Die Projektregion – Afritz am See - liegt im Oberkärntner Raum im Gegendtal und umfasst Berg- und Tallagen. Die Gemeinde hat rund 1454 Einwohner. Angrenzend sind die Nachbargemeinden Arriach (Mittelpunkt Kärntens), Feld am See, sowie der Ortsteil Verditz, welcher zur Gemeinde Treffen gehört. Verditz kann jedoch ausschließlich über die Gemeinde Afritz am See erreicht werden. Die Gemeinde Afritz am See verfügt über einen Kindergarten, eine Volksschule, eine evang. und kath. Kirche, div. Vereine, Hausarzt, mehrere Physiotherapeuten, Tankstelle, Supermarkt, div. Firmen, Gastronomiebetrieben, Senecura Seniorenheim, eine familiäre Einrichtung zur Betreuung älterer Menschen (Haus "Sunnseitn"). Es gibt zwar zwei Einrichtungen zur Betreuung älterer, gebrechlicher Menschen, jedoch versuchen viele Angehörige, ihre Pfleglinge zu Hause zu pflegen. Hierbei wurde bekannt, dass diese Menschen schlecht über die Betreuungsmöglichkeiten zu Hause informiert und zum Teil sehr überfordert sind. Weiters sind betroffene Personen auch zu „stolz“ Pflegegeld anzunehmen bzw. sehr schlecht informiert in Punkto Pflegegeld. Wie erwähnt, sind mehrere Physiotherapeuten im Ort vorhanden, jedoch fehlt es an Logopäden (z.B. für Bürger mit Schluckbeschwerden – hierbei ist es für die Betroffenen und ihre Familien sehr schwierig mit verschiedenen Funktionseinschränkungen im Alltag zurecht zu kommen) sowie Ergotherapeuten, die bereits erkrankte Menschen unterstützen. „Seniorencafe“ wird im Ort angeboten, jedoch ist dieses für gebrechliche Menschen bzw. berufstätige und nebenher pflegende Familien nicht umsetzbar und daher nicht erreichbar. Afritz am See wird als „gesunde Gemeinde“ geführt, jedoch gibt es aktuell niemanden, der dieses Amt weiterführen möchte und hierfür wäre die CN eine optimale Ansprechperson. Es müssen Informationsabende für Themen wie DM 1 und 2, Vorstellung für Alltagshilfsmittel, Barrierefreiheit und ähnlichem angeboten werden. 225 EinwohnerInnen sind in einem Alter von 65+, zum Teil werden sie von Angehörigen gepflegt, zum anderen Teil leben sie verwitwet. Die Problematik bei den Verwitweten liegt dabei, dass sie kaum Hilfe annehmen können und dabei gesundheitsgefährdend (Sturzgefahr, Verwahrlosung, Vereinsamung, usw.) leben.
Anfangs geplante Zielgruppe(n) (Differenzierung in primäre und erweiterte Zielgruppen):
Hauptzielgruppe:
- Alter ab 65 plus mit ihren Familien und Angehörigen
- An Demenz erkrankte Personen auch schon vor einem Alter von 65+
Erweiterung der Zielgruppe:
- Chronisch kranke Menschen – ab der Geburt
- körperliche und geistige Beeinträchtigung
- aus einem Krankenhaus oder einer anderen Einrichtung Entlassene
Weitere Problematiken in der Gesamtbevölkerung der Gemeinde Afritz am See und somit auch als Zielgruppe angedacht:
- Kindern/Jugendlichen mit Adipositas (Ernährung)
- Kinder/Jugendliche in Bezug auf Bewegung und Aktivität
- Sterbende auch vor 65+ und deren ratsuchende Angehörige
Tatsächliche im Projekt erreichte Zielgruppe(n) (Differenzierung in primäre und erweiterte Zielgruppen):
Die auf in unserem 3-jährigen Projekt fokussierten Zielgruppen:
- Personen ab 65+/75+
- Personen, die auf Pflege und pflegerische Hilfsmittel angewiesen sind und sich mit der Community Nurse über diese austauschen wollen und von ihr beratet werden wollen
- vor allem auch pflegende Angehörige – Angehörigengespräche, Familiengespräche, Einbeziehen derer
- einsame Personen sowie Personen mit Frailty Syndrom
- schwer erkrankte Personen
- Personen mit Fatique
- Physisch beeinträchtigte Personen
- Frisch aus einer Krankenanstalt Entlassene
- Arbeitstätige Mütter – Mehrbelastung für Frauen – Kindergesundheit/Frauengesundheit
- Psychisch belastete und beeinträchtigte Personen
- Personen mit finalem Status
Neue Zielgruppe waren bei uns:
- Menschen mit Fatique bei schweren Erkrankungen
- an einer schwerwiegenden Erkrankung erkrankte Personen, Personen mit palliativem Setting – gemeinsame Betreuung mit dem Palliativteam
- Witwen/Witwer – Trauerprozess
Besonders gut erreichbare Zielgruppen in unserer Gemeinde waren bisher:
- Personen ab 65+/75+
- häufig pflegende und berufstätige Angehörige
- Personen, die auf pflegerische Hilfsmittel angewiesen sind und sich mit der Community Nurse über diese austauschen wollen
- Kinder mit DM I, Autismus-Spektrum-Störungen, ADHS und anderen chronischen Erkrankungen sowie hauptsächlich deren ratsuchende Eltern
- auf Pflege angewiesene GemeindebürgerInnen
- einsame Personen und Personen mit Frailty Syndrom – benötigen viel Ansprache, bis Gesprächsführung und viele aufsuchende Leistungen
- Physisch beeinträchtigte Personen, prä- und postoperativ Unterstützungssuchende
- Frisch aus einer Krankenanstalt Entlassene
- Personen, die auf Grund eines plötzlich eintretenden Ereignisses die ganze Lebenssituation zu ändern droht
Schwerer erreichbar waren: (es gab im Jahr 2024 auf Grund des Bekanntheitsgrades der CN eine Besserung, diese Personen zu erreichen)
- chronisch kranke Menschen. Chronisch kranke Menschen könnten von der CN vor allem im Bereich Sekundär- oder Tertiärprävention sehr gut unterstützt und beraten werden. Es kam im Jahr 2024 zur Steigerung der Lebensqualität von Personen, die die CN in Anspruch genommen haben.
Zielsetzungen (angestrebte Veränderungen, Wirkungen, strukturelle Verankerung):
- Durch das Setzen von präventiven Maßnahmen werden Krankheiten vermieden – durch die Primärprävention werden Gesundheitsbelastungen, welche z.B. durch umweltbedingte Belastungen, soziale Isolation, Stress oder gesundheitsgefährdende Verhaltensweisen (Alkohol- oder Nikotinkonsum) verringert
- Verbesserung der gesundheitsbezogenen Ressourcen, wie Partizipation, Kompetenzen, soziale Netzwerke und Selbstwirksamkeit
- Wohlbefinden der Gemeindebürger, Pfleglinge und deren Angehörige ist verbessert und Lebensqualität gesteigert
- Individuell auf einzelne ist eingegangen und ist entsprechend beraten und somit ist die Gesundheitskompetenz gestärkt - Ressourcen und Potentiale sind identifiziert und gezielt gestärkt.
- Ein Leben und Sterben zu Hause ist gegeben
- Menschen mit Unterstützungsbedarf nehmen Angebote und Hilfestellungen an, z.B. nehmen an Gesundheitsförderungsprogrammen teil
- Psychosoziale Gesundheit bei allen Bevölkerungsgruppen ist gestärkt – z.B.: Personen, die an einem Pre Frailty oder Frailty – Syndrom leiden (Gebrechlichkeitssyndrom) leiden, als Zuhörer fungieren und in geeigneten Maßen unterstützen
- Körperliche Bewegung, angemessene Ernährung und gute soziale Beziehungen in der Gemeinde durch entsprechende Gestaltung der Umwelt ist gefördert.
- Zielgruppengerechter und Barrierefreier Zugang zu Gesundheits- und Sozialsystemen ist gefördert.
- Qualitativ hochwertige und effiziente Gesundheitsversorgung, unabhängig von Geschlecht und Gruppe, durch Stärkung von Prävention und Vorsorge ist sichergestellt.
- Unterstützung pflegender Angehöriger ist gegeben
- Stärkung der Selbsthilfe der Betroffenen und Angehörigen ist erreicht
- Ungedecktem Bedarf der Gemeindebürger ist begegnet
- Gesundheitsbezogene Lebensqualität älterer Menschen, insbesondere mit einem bestehenden Pflegebedarf, ist verbessert
- Sozialen Zusammenhalt und soziale Interaktion ist gefördert, indem Rahmenbedingungen geschaffen worden sind, die es leichter machen, gesund zu bleiben
- Auf lange Sicht gesehen ist das Pflege- und Betreuungssystem in der Region optimiert
- Die Gemeinde Afritz am See ist ein attraktiver Lebensmittelpunkt für Menschen mit Pflegebedarf und chronischen Gesundheitsbeeinträchtigung, sowie für deren Familien
Durch die CN konnten die Zielgruppen professionell und kompetent unterstützt werden, indem sie für Betroffene in nachfolgenden Punkten eine großartige Stütze war:
Nämlich um:
- Gesundheit zu erhalten
- Krankheit vorzubeugen
- weitere Krankheit zu verhindern
- die Verschlechterung der Erkrankung einzudämmen
- zu verhelfen, eigene Ressourcen zu erkennen
- professionell zu beraten und Ressourcen zu erkennen
- individuell angepasste Hilfsmittel zur Erleichterung der pflegerischen Situation vorzustellen, anzuleiten und zu schulen
- vorausschauend zu arbeiten
- prophylaktisch zu handeln
- jede pflegerische Situation individuell zu betrachten
- die Gesundheit pflegender Angehöriger zu stärken
- bedeutsame Familiengespräche zu führen
- das Gesundheitsbewusstsein der Gemeindebürger zu stärken
- das Gruppendenken zu forcieren
- Einsamkeit von Bürgern entgegenzuwirken
- Pflegende und überlastete Angehörige durch Aufzeigen und Umsetzung von Möglichkeiten zu entlasten
- Das Gesundheitsbewusstsein anderer Mitwirkender in der Gemeinde zu stärken
- Menschen ein Leben zu Hause ermöglichen
- Krankenhausaufenthalte zu minimieren
- Frisch aus dem Krankenhaus entlassene Personen in der neuen pflegerischen Situation zu unterstützen
- in Situationen bei Verschlechterung der Erkrankung bis hin zur palliativen Situation zu unterstützen und Hinterbliebene im Nachhinein noch eine Zeit lang zu begleiten, um bei diesen Krankheiten zu verhindern
- Trauerphasen gemeinsam zu bewältigen
- Sterbephasen zu begleiten
- Medizinisch therapeutische Maßnahmen lt. AO setzen
- Optimierung der Pflegequalität
Aktivitäten und Methoden im zeitlichen Ablauf:
- Beratung bei aktuellen Problemlagen
- Medizinisch therapeutische Maßnahme nach ärztlicher Anordnung
- Als Ansprechperson in gesundheitlichen und pflegerischen Belangen zu fungieren - Unterstützung Ratsuchender
- Abstimmung und Optimierung der Leistungen individuell angepasster Pflege- und Betreuungsangebote
- individuelle Maßnahmen zur Risikoreduktion von Komplikationen
- Monitoring und Erhebung, Beratung und Edukation
- Interessensvertretung und Fürsprache sowie Koordination und Vernetzung mit anderen Dienstleistern
- Ungedeckten Bedarf in Bezug auf Gesundheit und Pflege in der gesamten Gemeinde erheben, Versorgungsarrangement planen
- Vernetzung mit lokalen und regionalen Experten auf interprofessioneller Ebene – Informationstransfer im Gesundheitsbereich fördern
- Maßnahmen setzen zur Verhütung von Krankheiten und Unfällen
- Gezielte und bedürfnisorientierte Gesprächsführung und Hilfestellung bei zukünftigen Behandlungsentscheidungen
- Gesundheitsberatung von pflegebedürftigen Personen
- Beratung und Einbeziehung pflegender Angehörigen, Familiengespräche
- Beratung, Schulung und Anleitung an individuellen Gegebenheiten anpassen
- Beratung im Zuge des Symptommanagements
- Beratung und Hilfestellung, dass ein zu pflegender älterer Mensch so lange wie möglich zu Hause leben und bleiben kann
- Menschen nach Entlassungen aus dem Krankenhaus oder einer anderen Einrichtung auffangen und beratend und unterstützend weiterbetreuen
- Stärkung der Selbsthilfe und Gesundheitskompetenz
- Hilfestellung bieten von alleinstehende zu Pflegende; Einbeziehung in Gruppenangeboten – Fahrmöglichkeiten, Eingliederung in die Gemeinschaft? Soziale Teilhabe unterstützen und fördern
- „Gesunde Gemeinde“ – Afritz unterstützen und fördern (Artikel für die Gemeindezeitung im Punkto z.B. Gesunderhaltung verfassen, Informationsabende gestalten, Vorträge, Seniorenwandertage organisieren, usw.)
- Präventive Hausbesuche bei älteren Menschen
- Kontrollvisiten
- Falls Einzug ins Heim unumgänglich ist, die betroffene Person und deren Umfeld adäquat beraten, Hilfestellung durch Informationsgabe geben
- Unterstützung und Hilfestellung geben bei chronisch kranken Menschen – auch Kindern! Beratung der Angehörigen sowie Entlastungen für Angehörige planen
- Begleitung sterbender Menschen sowie Hilfestellung betroffener Angehöriger
- Öffnungszeit z.B. auch an Dienstagen vormittags für pflegerische Belangen, da an diesem Tag die Hausärztin erst ab 15 Uhr ordiniert – somit kann ineinandergreifend gearbeitet werden
- Austausch von Informationen und Erfahrung im Punkto Pflege ermöglichen in z.B. Gruppentreffen, Seminarreihen oder Ähnlichem
- Vernetzungsarbeit und Kooperation mit anderen für uns infrage kommenden Anbietern im Gesundheitsbereich (Stakeholderarbeit – beispielsweise Sozialarbeiter, Psychologe, Experten in verschiedensten Bereichen des Gesundheitswesens, Diätologen, Therapeuten in verschiedensten Settings, Lebens- und Sozialberater, … je nach Bedarf und Notwendigkeit) mit dem Ziel der Erhaltung und Förderung der psychosozialen Gesundheit
- Optimierung der Pflege und Pflegequalität
- Familiengespräche
- Fallbesprechung mit anderen Gesundheitsdienstleistungsanbietern
- Komplementäre Pflegeintervention
Projektstrukturen und Projektrollenverteilung:
- Die Projektrollen sind, wie im Projektrollenplan eingereicht, die ganzen 3 Jahre gleichgeblieben.
- Es gab immer wieder einen internen Austausch untereinander sowie Projektbesprechungen gemeinsam mit dem Bürgermeister.
- Zu den Projektstrukturen zählten alle 3 Jahre lang ein eigener Raum/Praxis im Anschluss an das Gemeindeamt. Hauptsächlich wurden Hausbesuchen vorgezogen, was von Beginn an zu einer hohen Pflegequalität durch die CN führte, da sie sich direkt vor Ort ein konkretes Bild über die Wohn- und Pflegesituation machen konnte.
Umgesetzte Vernetzungen und Kooperationen:
- Im Laufe der 3 Projektjahre kam es zu einer außerordentlich guten Vernetzung unter den Gesundheitsakteuren. Es kam zu einer sehr erfreulichen Zusammenarbeit untereinander, zu gegenseitigen Vermittlungen und Hilfeleistungen. Die Pflegequalität für Betroffene konnte dadurch enorm erhöht werden und Betroffene erhielten die individuell angepassten notwendigen Pflegemaßnahmen sehr rasch.
allfällige Abweichungen inkl. Begründung:
Etwas schwerer erreichbare Ziele und Abweichungen waren:
- aktuell z.B. das Vermitteln eines mobilen Dienstes. Aufgrund von Personal- und Zeitmangel braucht es viel Überzeugungskraft, wenn Personen mit Pflegebedarf dringend einer Betreuung bedürfen. Es muss von der Community Nurse abgewogen werden, wer dringend einen mobilen Dienst benötigt oder wer noch warten kann beziehungsweise wo zwischenzeitlich die Community Nurses einspringt, um die Zeit zu überbrücken.
- Ein weiteres Ziel in unserem Förderantrag war es, dem „ungedeckten Bedarf“ zu begegnen. Dies war bislang einigermaßen zufriedenstellend möglich. Aufgrund des Datenschutzes kann jedoch nicht auf Personen mit einem nur vermuteten Pflegebedarf zugegangen werden. Es ist uns bekannt, dass es auf jeden Fall noch Themen gibt, zu denen wir noch keine Zugangsmöglichkeit haben.
- Nach wie vor ist es noch immer Thema, einsamen Menschen Angebote des Ortes näher zu bringen und eine Teilnahme zu ermöglichen. Einerseits wünschen sie sich die soziale Partizipation, andererseits möchten sie die häusliche Komfortzone nicht verlassen. Weiters bestehen bei vielen Menschen die Ängste, was sich denn die anderen denken könnten, wenn sie sie sehen. Wir wohnen in einem kleinen Ort und dadurch ist ein gewisses Maß an Anonymität nicht möglich. Nichtsdestotrotz verharren vieler älterer Menschen einsam und allein zu Hause. Die ehrenamtlichen Besuchsdienste reichen trotz der geringen Bürgerzahl nicht aus, um alle einsamen Personen zuhause zu besuchen. Auch die Kapazität der Community Nurse reicht nicht aus, um regelmäßige Hausbesuche zum Entgegenwirken von Einsamkeit anzubieten.
- Schwer erreichbar ist das Ziel, den Menschen aufzeigen zu können, dass sie die Möglichkeit des „Go Mobils“ haben, um wenigstens etwas mobiler zu sein und einkaufen gehen zu können. Diese Möglichkeit scheint einfach zu wenig attraktiv zu sein. Zum einen erwähnen Sie die Kosten von 7€ für die Hin und Rückfahrt, zum anderen ist es für mich als Community Nurse logisch nachvollziehbar, dass trotz des Fahrdienstes das Einkaufen für ältere Menschen sehr beschwerlich und das Tragen der Taschen zu schwer ist. Leider ist in diesem Angebot kein begleiten in das Geschäft sowie das Tragen der Taschen inkludiert. Evtl. sind 7€ dann doch zu viel, um bei Notwendigkeit mehrmals im Monat den Arzt aufsuchen zu müssen, beispielsweise, weil ich über mehrere Tage eine Infusion erhalten muss oder weil ich mir dort immer wieder Medikamente abholen muss, oder damit ich meine notwendigen Medikamente aus der Apotheke erhalten kann. Das Ausmaß an notwendigen Wegen für eine Alleinstehende, nicht mobile Personen ist vielen nicht bewusst und wird auch selten durchleuchtet. Fakt ist, dass die Benutzung dieses Fahrdienstes für viele meiner Klienten nicht als attraktiv erscheint und sie dann doch wieder lieber auf Angehörige zurückgreifen.
- Verwitwete und Menschen mit einem Frailty - Syndrom benötigen ein besonderes Ausmaß und Fingerspitzengefühl an Betreuung. Diese Menschen sind gefährdet, Krankheitssymptome oder Krankheiten zu entwickeln. Ziel ist es, diesen Personengruppen häufiger und besser entgegenzukommen, um Krankheiten zu vermeiden. Entweder braucht es für diese Zielgruppe andere Personen, welche diese Gruppe auffangen kann, oder die Community Nurse mehr Kapazität im Vergleich zur Einwohnerzahl. Dieses Verhältnis sollte auf jeden Fall noch einmal überprüft und bei Möglichkeit großzügiger angepasst werden.
- Das Finden von ehrenamtlichen Mitarbeitern beziehungsweise eine gute Nachbarschaftsarbeit ist eine große Herausforderung. Themen wie mangelnde Zeit so wie Probleme mit der Teuerung im letzten Jahr sind an der Tagesordnung. Menschen zeigen immer wieder Gründe auf, warum sie Alleinstehende und einsame Personen nicht besuchen können. Zudem muss man erwähnen, dass ein Besuchsdienst zur Gesprächsführung zwar eine nette Geste ist, jedoch Großteils auch das Ausmaß der Unterstützung in anderen Bereichen aufzeigt.
- Angebote näher zu bringen, die wertvoll für die eigene Gesundheit sind, für die man jedoch in die eigene Tasche greifen muss, werden leider immer noch nur zum Teil angenommen. Dass die eigene Gesundheit das Wichtigste ist, scheint für viele manchmal nicht immer logisch zu sein. Ebenso wie, dass die Gesundheit auch Geld kosten kann und darf. Leider muss man dazu schon erwähnen, dass sehr viele Bürger in unserem Ort nur eine Mindestpension haben und das Leben an sich durch die Teuerungen der letzten Jahre nicht mehr leistbar ist. Oder sie bewegen sich ganz knapp an der Grenze, wo sie gerade noch nicht von der Rezeptgebühr befreit sind. Im Endeffekt ist das jedoch alles trotzdem zu wenig, wenn sie in einer Mietwohnung leben noch weitere monatliche Fixkosten zu tragen haben Punkt in diesem Fall ist es oft verständlich, dass sie sich gewisse Dinge für die eigene Gesundheit nicht mehr leisten können, weil sie wirklich schon sehr knapp leben. Jedoch darf leider oft auch bei Menschen, die monatlich mehr Geld zur Verfügung haben, die Gesundheit auch nicht allzu viel kosten. Um den ganzen etwas entgegenwirken zu können und Menschen mit wenig Geld Möglichkeiten näherbringen zu können, welche kostenlosen Angebote es gibt, um die eigene Gesundheit zu unterstützen, wird es im Jahr 2024 viele Themenspezifische Vorträge geben, wo Experten kostenlose Angebote von seitens Vereine und anderen Diensten aufzeigen, wovon viele Menschen noch nichts wissen. Unter diesem Punkt fallen zum Beispiel notwendige psychologische Einheiten, wo bestimmte Personenkreise vor allem erste Einheiten kostenlos nutzen können. Wir wollen die Bürger so gut wie möglich darüber informieren, wo sie Angebote kostenlos erhalten können und wo es Förderungen gibt.
Nicht erreichbare Ziele:
- Es gibt da noch eine Zielgruppe, wo es noch einige Zeit dauern wird, um an diese heranzukommen. Es geht um die Menschen, welche an psychosomatischen Beschwerden leiden. Wenn diese Zielgruppe die Leistungen der Community Nurse in Anspruch nehmen würde, könnte das Gesundheitssystem noch mehr entlastet werden. Dafür ist jedoch noch ein großer Schritt in Richtung gesundheitlichem Denken und der Wille, gesund zu sein und gesund zu bleiben, notwendig. Ziel ist es jedoch es zu schaffen, dass dem Menschen bewusstwird, dass sehr viele Themen von der Psyche herrühren und im Anschluss körperliche Beschwerden hervorrufen. Daher sehe ich es als eine Aufgabe, diesen Zusammenhang an die Menschen zu bringen und ihnen zu zeigen, warum es so wichtig ist, bei psychosomatischen Beschwerden so schnell wie möglich individuell angepasste Unterstützung und Hilfe zu bekommen, um eine chronische Manifestierung zu vermeiden.
- Wie bereits im vorigen Bericht erwähnt, war es das Ziel, zu den Heimatblöcken barrierefreie Zugänge zu schaffen. Leider blieb dies noch aufgrund von Suche nach Verantwortlichen sowie Trägern dieser Kosten unerledigt.
Hinderliche Faktoren: …warum diverse Zielgruppen noch nicht so gut erreicht werden konnten, könnte weiterhin
- eine mangelnde Akzeptanz und
- ein mangelndes Abfinden mit der eigenen Erkrankung sein oder
- auch Resignation
Resümee der Lernerfahrungen:
- Alle 3 Projektjahre waren für die CN sehr lehrreich.
- Klar zu erwähnen ist nach wie vor, dass der notwendigen Pflegebedarf außerhalb einer Krankenanstalt immer mehr zu nimmt. Krankenanstalten haben nur noch begrenzte Kapazitäten und auch sie müssen abwiegen und priorisieren. Leider kommt es vor, dass Menschen nach Hause entlassen werden, obwohl ein Daheim wohnen auf Grund von akuten Verschlechterungen, Verletzungen, ohne Unterstützung nicht möglich ist.
- Es ist ein wichtiger Schlüsselpunkt, dass man sich ansieht, wie genau diese Menschen allein am besten zurechtkommen können. Welche Möglichkeiten es gibt. Ohne eine pflegerische Anlaufstelle wäre es mit Sicherheit zu häufigeren Krankenhausbesuchen oder Arztbesuchen gekommen. Schließlich gab es davor keine andere Anlaufstelle. Durch die gute Zusammenarbeit und Vernetzung erhielten Betroffenen in den letzten 3 Jahren eine hohe Qualität an Beratung und an Pflege.
- Herausgestellt hat sich, dass die Kapazitäten bei den anderen Gesundheitsakteuren stark minimiert haben. Im Jahr 2024 kam es immer zu Abdeckung pflegerische Handlungen durch die CN, bis diese Akteure wieder Möglichkeiten zur Betreuung hatten.
- Bei uns haben hauptsächlich die medizinisch therapeutischen Leistungen lt AO im letzten Projektjahr stark zugenommen und solche Leistungen sind wertvoll und entlasten das Gesundheitssystem.
- Auch Hausärzte haben gesehen, welche kompetenten Leistungen eine CN erbringen kann.
- Bemerkenswert ist folgendes: Pflegende Angehörige leisten Unglaubliches. Auf diese Personengruppe sollte ab 2025 ein vermehrtes Augenmerk gelegt werden, denn diese Arbeit wird noch kaum wahrgenommen, geschweige denn honoriert oder anerkannt, wie es sich gehören würde.
- Zu den Lernerfahrungen gehörte auf jeden Fall, dass Pflege wohnortnahe und patientennahe (im eigenen Umfeld) äußerst vielfältig und breit gefächert und das die Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsakteuren äußerst wertvoll ist.