Marktgemeinde St. Leonhard am Hornerwald
Marktgemeinde Sankt Leonhard am Hornerwald
Kurzzusammenfassung des Projekts
Ausgangslage und Setting
Die Gemeinde ist geprägt durch ihre dezentrale Streusiedlungsstruktur und weist eine überdurchschnittlich hohe Zahl an alleinlebenden hochbetagten Menschen auf. Öffentliche Verkehrsanbindungen sind sehr bescheiden, was soziale Isolation begünstigt. Mit rund 1.095 Haupt- und 518 Nebenwohnsitzer*innen, davon über 100 Personen über 80 Jahre, zeigte sich ein dringender Handlungsbedarf. Die Einführung einer Community Nurse verfolgte einen Gesundheitsdeterminanten-Ansatz: Lebensqualität entsteht nicht nur durch medizinische Versorgung, sondern auch durch soziale Teilhabe, Bildung, Mobilität und Prävention.
Zielgruppen und Ziele
Primäre Zielgruppe waren ältere Menschen ab 75 Jahren sowie Personen mit chronischen Erkrankungen oder in belasteten Lebenssituationen. Erweitert wurden diese durch Angehörige und pflegende Personen. Zentrale Projektziele waren die Stärkung der Selbstkompetenz, Verbesserung der Versorgung durch Vernetzung, Prävention und individuelle Beratung sowie Aufbau neuer Unterstützungsstrukturen wie der Nachbarschaftshilfe Plus.
Projektdurchführung
Seit April 2022 war die Community Nurse Monika Widhalm im Einsatz. Der Schwerpunkt lag auf präventiven Hausbesuchen, individuellen Beratungen, Case Management sowie der Koordination und Vernetzung mit regionalen Gesundheitsakteur*innen. Die Tätigkeiten erfolgten auf drei Ebenen: individuell (Hausbesuche, Beratung), kommunal (Veranstaltungen, Gruppenangebote) und systemisch (Bedarfsanalysen, Netzwerkarbeit).
Insgesamt wurden 2.725 Kontakte dokumentiert, darunter 272 präventive Hausbesuche, 565 aufsuchende Einsätze sowie über 1.700 Telefonate. Parallel wurden kommunale Maßnahmen etabliert: monatliche Frühstücksrunden mit Gesundheits-Inputs, ein Angehörigenstammtisch, Sonntags-Spaziergänge mit Erzähl-Café, Bewegungsgruppen sowie generationsverbindende Aktivitäten wie Vorlese-Oma/Vorlese-Opa.
Kooperationen entstanden u.a. mit Hausärzt*innen, Hauskrankenpflege, Therapeut*innen, der Gesunden Gemeinde, Nachbarschaftshilfe Plus und regionalen Vereinen. Das multiprofessionelle Netzwerk ermöglicht eine ganzheitliche Betreuung auf physischer, psychischer und sozialer Ebene. Herausforderungen ergaben sich v.a. im Bereich Mobilität (E-Bike und Carsharing aufgrund der Gegebenheiten schwer umsetzbar) und Dokumentation (fehlende Systeme und Struktur, im späteren Verlauf wurde ein System angekauft).
Aktivitäten und Methoden im zeitlichen Ablauf
Im Laufe des Projekts entwickelten sich die Aktivitäten dynamisch weiter: Nach dem Aufbau von Bürostrukturen und Erstkontakten lag der Fokus ab Sommer 2022 auf präventiven Hausbesuchen, individueller Beratung und dem Aufbau von Vertrauensverhältnissen. Ab 2023 wurden Gruppenangebote wie Angehörigenstammtisch, Bewegungseinheiten und Gesundheitsveranstaltungen etabliert, um niederschwellig Gesundheitsförderung und soziale Teilhabe zu ermöglichen.
Projektstrukturen und Rollenverteilung
Das Kernteam bestand aus der Bürgermeisterin als Förderwerberin, einer Verwaltungsmitarbeiterin für Organisation und Kommunikation sowie der Community Nurse (und Projektleitung) als fachliche und koordinierende Hauptverantwortliche. Ergänzt wurde das Team durch Vertreter*innen des Gemeinderats und des Seniorenbundes sowie medizinische und wissenschaftliche Fachpersonen, die beratend zur Seite standen.
Fazit – Lernerfahrungen und Ausblick
Das Projekt hat gezeigt, dass eine Community Nurse, die mit hoher Präsenz, Empathie und Fachwissen agiert, zentrale Bedürfnisse einer alternden, dezentral lebenden Bevölkerung adressieren kann. Die Kombination aus individueller Beratung, kommunaler Gesundheitsförderung und struktureller Netzwerkarbeit war erfolgreich. Der Aufbau der Nachbarschaftshilfe Plus, niederschwellige Bewegungsangebote und die Integration der Zielgruppen in die Planung und Umsetzung waren Schlüsselelemente für nachhaltige Veränderung.
Für die Zukunft braucht es stabile Strukturen: verlässliche Finanzierung, Unterstützung in der Dokumentation, einen standardisierten Wissenstransfer für neue Community Nurses und eine Verstärkung der Sozialarbeit im multiprofessionellen Setting. Die Erfahrungen aus St. Leonhard zeigen, dass Community Nursing nicht nur Versorgung sichert, sondern auch das soziale Miteinander und die Lebensqualität stärkt – ein wertvoller Beitrag für die kommunale Gesundheitsförderung.