Gemeinde Hart bei Graz
Gemeinde Hart bei Graz
Kurzzusammenfassung des Projekts
Gemeinde Hart bei Graz – Community Nursing
Laut Statistik vom Februar 2025 zählt Hart bei Graz 5.483 Einwohner:innen. Das 11 km² große Gemeindegebiet liegt an der Stadtgrenze von Graz. Mit 498 Personen/km² ist die Bevölkerungsdichte überdurchschnittlich – Hart ist eine typische Zuzugsgemeinde. In den letzten zehn Jahren wuchs die Bevölkerung um 25 %.
Demografische Entwicklungen:
9 % der Bevölkerung sind 75 Jahre oder älter, 26 % über 60 – mit steigender Tendenz. Der Pflegebedarf betrifft aktuell rund 170 Personen. Diese werden durch mobile Dienste, 24-Stunden-Betreuung, Pflegeheim und Tageszentrum betreut.
Zudem steigt die Zahl der Single-Haushalte – bei jungen Familien, Alleinerziehenden und älteren Menschen – was im Alter zu Isolation und verzögertem Pflegebedarf führen kann.
Laut Erhebung schätzen 270 Bürger:innen ihre Gesundheit als schlecht ein, 137 davon sind über 60.
Hauptursachen: Chronische Erkrankungen und Schmerzen.
Community Nursing
Die Gemeinde setzt präventiv und gesundheitsfördernd auf Community Nursing. Ziel ist es, Pflege- und Gesundheitsbedarfe frühzeitig zu erkennen und durch Beratung, Information und Vorsorge ein langes, selbstbestimmtes Leben zu Hause zu ermöglichen.
Zielgruppen
Primär:
- Ältere Menschen mit (drohendem) Pflegebedarf
- Pflegende Angehörige – Senior:innen (z. B. durch präventive Hausbesuche und Beratungen)
Sekundär:
- Menschen mit chronischen, psychischen oder somatischen Erkrankungen
- Alleinerziehende, Jugendliche, Kinder mit Unterstützungsbedarf
Langfristige Ziele:
Förderung von Gesundheit, Gesundheitskompetenz, Selbstständigkeit, Lebensqualität und sozialem Zusammenhalt, Ausbau regionaler Strukturen, Stärkung der Teilhabe und Verbesserung der Standortattraktivität.
Methoden & Aktivitäten:
Die Community Nurse ist zentrale Anlaufstelle für Fragen zu Gesundheit und Pflege. Kontakt entsteht über ärztliche Empfehlungen, Dienstleister:innen, Kontaktaufnahme von Bürger:innen, Gespräche oder informelle Begegnungen.
172 Familien wurden individuell via Hausbesuch oder Sprechstundentermin beraten, informiert und entsprechend des Bedarfs weitervermittelt. Die Community Nurse erhebt Daten anhand von Pflegeanamnesen und unterschiedlichen Erhebungsmethoden und Assessments.
Entwickelte Angebote der Community Nurse basieren auf Gesprächen mit Bürger:innen und Akteur:innen aus dem Gesundheits- und Sozialbereich, einer Gesundheitsbefragung und statistischen Auswertungen.
Beispiele erfolgreicher Formate:
- „Mitti“-Mittagstisch: Austausch, Musik, Gesundheitsvorträge, aktive Mitgestaltung durch Senior:innen
- Spielenachmittage: Förderung geistiger Aktivität und Gemeinschaft
- „Gemeinsam aktiv!“: Spaziergänge mit Beratung
- Sturzpräventionskurse (ÖGK): Gute Resonanz, aber oft fehlende Übungsfortsetzung
- Aqua-Fit-Kurse: Hohe Beteiligung dank Eintrittserlass durch Gemeinde
- Angehörigen-Café: Entlastung durch Peer-Austausch
- Waldvortrag mit GO-ON: Psychische Gesundheit im naturnahen Rahmen
- Gesundheitsmesse: Information u. Beratung zur Steigerung d. Gesundheitskompetenz (160 Teilnehmer:innen)
Projektstruktur
Die Community Nurse war direkt bei der Gemeinde angestellt. Das Team bestand aus der Gemeinderätin für Soziales, einer pensionierten freiwilligen Mitarbeiterin und ihr selbst. Bei Bedarf wurde die Expertise von Styria Vitalis eingebunden. Die regelmäßigen Treffen erleichterten die Arbeitsteilung. Bei größeren Events wie der Gesundheitsmesse zeigte sich jedoch der Bedarf nach einem größeren Organisationsteam. Mit zunehmender Projektlaufzeit stieß die Community Nurse an ihre zeitlichen Grenzen, vor allem in der Koordination. Die Unterstützung durch Gemeindemitarbeiter:innen und Freiwillige war besonders wichtig.
Kooperation & Vernetzung:
Die Community Nurse war gut vernetzt mit Akteur:innen im Gesundheits- und Sozialbereich. Eine erstellte Angebotslandkarte erleichterte Vermittlungen. Sie war Teil des lokalen Pflegenetzwerks, Mitglied im Netzwerk Freiwilliges Engagement Stmk. und in viele Austauschrunden eingebunden (u. a. mit Polizei, ZEBRA, Housing-First, Psychosoziales Zentrum).
Zusammenarbeit bestand mit allen wichtigen Akteur:innen, wie z.B. Ärzt:innen, Apothekerin, Diätologin, ÖGK, Tageszentrum, GO-ON Suizidprävention Steiermark wund weiteren.
Abweichungen
Wegen anfänglicher Verzögerung bei der Personalsuche mussten einige Maßnahmen verschoben werden. Das Projekt wurde dennoch planmäßig umgesetzt.
Fazit
Die Community Nurse hat sich als anerkannte, niedrigschwellige Anlaufstelle etabliert. Durch individuelle Beratung, Veranstaltungen und Zusammenarbeit mit lokalen Partnern konnte soziale Teilhabe und Gesundheit gestärkt werden. Erfolgreiche Formate wie der „Mitti“-Mittagstisch oder die Spaziergänge werden 2025 fortgeführt. Das erarbeitete Gesundheitskonzept soll in den nächsten Jahren zur Entwicklung einer „Gesunden Gemeinde“ beitragen.