Sozialhilfeverband Hermagor
Sozialhilfeverband Hermagor
Kurzzusammenfassung des Projekts
Ausgangslage und Überlegungen zum Projekt (Gesundheitsdeterminanten-Ansatz)
Die Herausforderungen im Bereich der Pflege und Gesundheitsversorgung älterer Menschen nehmen auch in Kärnten stetig zu. Vor dem Hintergrund einer alternden Bevölkerung, steigender chronischer Erkrankungen sowie einer angespannten Versorgungssituation im ländlichen Raum wird die Notwendigkeit eines innovativen Ansatzes immer deutlicher. Das Projekt „Community Nurse – Pflegenahversorgung in Kärnten“ reagiert auf diese Entwicklungen mit einem präventiven, ressourcenorientierten Ansatz, der die sozialen, psychischen und physischen Gesundheitsdeterminanten älterer Menschen adressiert. Ziel ist es, durch eine personenzentrierte und lebensnahe Beratung sowie Begleitung die Lebensqualität im Alter zu fördern, Pflegebedürftigkeit zu verzögern oder zu verhindern und Angehörige zu entlasten.
Setting
Das Projekt wurde in ausgewählten Kärntner Gemeinden umgesetzt, die einen hohen Anteil älterer Menschen aufweisen und häufig in abgelegenen oder infrastrukturell schwächer versorgten Regionen leben. Diese Gemeinden sind geprägt von einer zunehmenden Vereinsamung, eingeschränkter Mobilität und einer geringeren Inanspruchnahme von Vorsorgeangeboten. Das Setting umfasst sowohl ländlich strukturierte Gemeinden als auch entlegenere Weiher, in denen Unterstützungsangebote oft schwer zugänglich oder nicht ausreichend koordiniert sind.
Zielgruppen
Die primäre Zielgruppe des Projekts sind Menschen ab 75 Jahren, die zu Hause leben, sowie deren betreuenden Angehörigen. Ergänzend zählen Menschen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf, chronischen Erkrankungen oder sozialen Risikofaktoren zu den Adressaten. Darüber hinaus umfasst der erweiterte Bereich Hausärzt:innen, Pflege- und Sozialdienste, kommunale Stellen sowie ehrenamtlich Tätige, die in der Region im Gesundheits- und Sozialbereich aktiv sind.
Zielsetzungen
Das Hauptziel des Projekts besteht darin, eine niederschwellige, gut erreichbare Anlaufstelle in Form von Community Nurses zu etablieren. Diese Fachkräfte sind präventiv tätig, informieren über bestehende Angebote, leiten an, helfen Versorgungslücken zu schließen und leisten psychosoziale Unterstützung. Langfristig sollen durch verbesserte Versorgungsketten, individuelle Beratung und die Aktivierung von Netzwerken die Selbständigkeit im Alter gestärkt und Krankenhausaufenthalte reduziert werden. Zudem ist die strukturelle Verankerung der Community-Nurse-Rolle in kommunale Gesundheitsstrategien vorgesehen.
Projektdurchführung
Nach einer initialen Bedarfsanalyse in den Pilotgemeinden wurden die Community Nurses vor Ort eingesetzt. Über persönliche Hausbesuche, Sprechstunden und Gruppentreffen boten sie individuelle Beratung zu Themen wie Gesundheit, Pflege, sozialer Teilhabe und Vorsorge an. Zudem wurden Informationsveranstaltungen, Pflegestammtische, und Angehörigentreffen organisiert. Die Arbeit erfolgte aufsuchend, präventiv und partizipativ, stets orientiert an den konkreten Lebenslagen der Menschen.
Projektstrukturen und Rollenverteilung
Als Träger des Projekts fungierte der Sozialhilfeverband Hermagor in enger Kooperation mit den Gemeinden. Die Community Nurse war diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin mit Zusatzqualifikationen in den Bereichen Psychische Gesundheit, Prävention und Case Management. Die Koordination und fachliche Begleitung erfolgten zentral, ergänzt durch regelmäßige Netzwerktreffen mit lokalen Partnern.
Vernetzungen und Kooperationen
Enge Kooperationen wurden mit Allgemeinmediziner:innen, mobilen Pflegediensten, Sozialberatungsstellen, regionalen Gesundheitsprojekten sowie Ehrenamtsinitiativen aufgebaut. Die Community Nurse agierte als Bindeglied und Koordinatorin zwischen diesen Akteuren. Die Gemeinden unterstützen das Projekt aktiv, etwa durch die Bereitstellung von Räumlichkeiten und Öffentlichkeitsarbeit.
Abweichungen und Begründung
Pandemiebedingte Einschränkungen, führten zu einer phasenweisen Verlagerung von Gruppenaktivitäten auf telefonische Beratung oder kleinere Einzelsettings. Diese Erfahrungen trugen zur Entwicklung flexibler Formate bei. Zudem zeigte sich ein höherer Bedarf an mentaler Gesundheitsunterstützung, insbesondere im Kontext von Einsamkeit, worauf mit gezielten Angeboten reagiert wurde.
Fazit – Resümee der Lernerfahrungen
Das Projekt hat eindrücklich gezeigt, wie wirkungsvoll eine integrierte, kommunal verankerte und personenzentrierte Pflegenahversorgung durch Community Nurses sein kann. Die Nähe zu den Menschen, das Vertrauen sowie die kontinuierliche Präsenz ermöglichten frühzeitige Interventionen und verbesserten die individuelle Versorgungslage deutlich. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren waren die gute Vernetzung, das niederschwellige Arbeiten auf Augenhöhe sowie die Flexibilität im Umgang mit sich verändernden Bedarfen. Die Community Nurse hat sich als wichtige Ergänzung im regionalen Versorgungssystem etabliert und bildet eine tragfähige Grundlage für eine langfristige strukturelle Verankerung im Sinne gesundheitsfördernder Gemeinden.