Marktgemeinde Wolfurt
Marktgemeinde Wolfurt
Kurzzusammenfassung des Projekts
Aktualisiertes Projektkonzept auf Basis der Projekterfahrung
Ausgangslage und Überlegungen zum Projekt (Gesundheitsdeterminanten-Ansatz)
Die Ausschreibung des EU-Projekts Community Nursing fiel zeitlich zusammen mit der Neugründung des Gesundheits- und Krankenpflegevereins Wolfurt (GKPV, ehemals Pfarrkrankenpflege). Daraus ergab sich die Möglichkeit, unter demselben Dach den Zweig Gesundheit (CN) und den Bereich Pflege (Hauskrankenpflege) anzubieten. Aus der Einbettung in den GKPV ergeben sich mehrere Vorteile:
- Bekanntheit und Vertrauen in die Hauskrankenpflege konnte zur Implementierung des CN genutzt werden
- Kurze Wege: Übergaben, Fallbesprechungen etc. können direkt, unmittelbar stattfinden, so dass Doppelgleisigkeiten vermeidet werden können und dennoch die Zielgruppe möglichst umfassend erreicht wird.
- One Stop Service: in Wolfurt führte das Community Nursing zu einem Commitment unter den Netzwerkpartnern, dass jede Person, die sich meldet, im Erstkontakt an
der richtigen Stelle ist. Die relevanten Informationen werden gegeben, erste Maßnahmen gesetzt und dann auf kurzem Weg an die richtige Stelle weitergeleitet.
Unabdingbar ist eine enge Anbindung an die Gemeinde Wolfurt, die zuständige Person im Amt steht in engem Kontakt mit den Community Nurses und ist Teil des Jour Fix der System- und Netzwerkpartner.
Setting und Zielgruppen
Wolfurt ist eine Gemeinde im Rheintal mit ca. 9000 Einwohner:innen auf ca. 10km2 und ist
gut eingebunden in die Vorarlberger Sozial- und Pflegelandschaft. Auffallend ist, dass sich
die Zahl der Personen über 75 Jahren von 2002 bis 2024 um 117,4% erhöht hat.
Die in Wolfurt zur Antragstellung definierten Zielgruppen sind:
- Menschen ca. ab Pensionseintritt (1.517 Personen ü65; SBAEG, 2021) bevor eine Pflegebedürftigkeit eintritt
- Ein-Personen-Haushalte ü65 (364 Haushalte; SBAEG, 2021)
- Betreuende und pflegende An- und Zugehörige (512 Pflegegeldbezieher:innen, 33
Personen davon im Pflegeheim; SBAEG, 2021; Gemeinde Wolfurt) - Young Carer (keine Zahlen vorhanden, rechnerisch Annahme von 44 Young Carers;
BMASK, 2014 mit hoher Dunkelziffer)
Im Zuge der Pilotphase stellte sich heraus, dass fast jeder Haushalt in Wolfurt in der ein oder
anderen Form Teil der Zielgruppe ist. Daher wurden im Sinne eines gesundheitsfördernden
Ansatzes und der Gesundheitskompetenz alle Haushalte mit einbezogen.
Zielsetzungen
- Gestaltung und Steuerung des Lebensraums Wolfurt am Bedarf der Wolfurter:innen orientiert
- Caring Communities – Wolfurt hat eine Sorgekultur mit Werten und Haltungen
- Wolfurter:innen sind in die Gemeinde und die Nachbarschaft gut integriert und nehmen unabhängig von Alter, Wohnsituation, sozialem Status und Pflegebedarf teil
- Wolfurter:innen werden bei Bedarf von einem funktionierenden, abgestimmten Netzwerk getragen (Social Prescribing).
- Budget- und Planungssicherheit für die Gemeinde
- Aufwertung des Berufsbilds Gesundheits- und Krankenpflege; Erweiterung des Tätigkeitsfeldes (Job Enlargement, Job Enrichment, Job Crafting)
Projektdurchführung
- Bedarfserhebungen: zB Fokusgruppe pflegende Angehörige, „ZämmHocka“
- Vorträge und Kurse: zB Erste und Letzte Hilfe Kurse, Achtsamkeit, Patientenverfügung
- Hausbesuche und Sprechstunden: Beratung im Einzelfall
- Tagung Gesundheitskompetenz
- Netzwerkpflege und Drehscheibe: zB Young Carer
Projektstrukturen und Projektrollenverteilung
Der GKPV als durchführende Organisation mit direkter Anbindung an die Gemeinde als Fördernehmerin zeigte sich als Erfolgsfaktor während der Projektphase.
Die strukturelle Ebene und die operative Ebene waren getrennt, so dass sich die CNs auf ihre Tätigkeiten konzentrieren konnten:
- Steuerung: Politik und Verwaltung, Vorstand GKPV, Projektleitung
- Operative Tätigkeiten: CNs mit Jour Fix (ambulante Anbieter, Verwaltung Gemeinde)
Umgesetzte Vernetzungen und Kooperationen - Jour Fix mit den ambulanten Dienstleistern und Gemeinde
- Regelmäßige Vernetzung mit Vereinen (zB Seniorenbörse), Schulen, lokalen Gesundheitsdiensten
(Ärzte, Apotheke...) - Vernetzung mit Gemeinde, Schulen und regionalen Vereinen zum Bänkleprojekt
- Vernetzung mit den Ausbildungsstätten (FHV, SOB...)
Fazit
Folgende Faktoren zeigten sich als entscheidend für den Projekterfolg:
- wohnortnahes und niederschwelliges Angebot
- die Ansiedelung beim GKPV und die langjährige Bekanntheit der CNs in Wolfurt
- enge Anbindung an die Gemeinde
- Durchführung von Jour Fix / AG Fallkonferenz zur Vermeidung von Doppelgleisigkeiten
- Gemeinsame Datenschutzerklärung zur einfachen Übergabe
- Vernetzung mit den anderen CN Projekten
Hinderlich war und ist, dass die Zukunft der CNs noch immer nicht geregelt ist. Es besteht die Gefahr, dass ein erfolgreiches Projekt nicht weitergeführt wird, oder erfahrene CNs aufgrund der Unsicherheit das Projekt verlassen.