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Umsetzende Organisation(en)

Fonds Soziales Wien

Kontakt-E-Mail
pflege@fsw.at
Vorname Ansprechperson
Gabriel
Nachname Ansprechperson
Fellinger
Region
Fonds Soziales Wien

Fonds Soziales Wien

Aktualisiertes Projektkonzept auf Basis der Projekterfahrung

Mit dem Projekt Community Nursing in Wien sollten ältere Menschen mit Beratungs- oder Unterstützungsbedarf in pflegerischen und gesundheitlichen Belangen, pflegende An- und Zugehörige bzw. Menschen ab dem 75. Lebensjahr ohne bestehendem Pflegebedarf erreicht werden.
Ziel war die Förderung und Aufrechterhaltung der Gesundheit und der Lebensqualität der Zielgruppen sowie die Vermeidung von Einsamkeit und sozialer Isolation im Alter. Präventive, wohnortnahe Maßnahmen wurden unter Einbindung der Zielgruppen erarbeitet und umgesetzt. Auf systemischer Ebene soll die Vernetzung und Kooperation mit den regionalen Systempartnern zur bedarfsdeckenden integrierten Pflegeversorgung beitragen und den Community Nurses (CN) zudem helfen, ungedeckte gesundheitliche oder pflegerische Bedarfe innerhalb der Zielgruppen zu erkennen. Gemeinsam mit den Sozial- und Gesundheitsdienstleistern sowie den Zielgruppen in der Projektregion wurden in Folge Maßnahmen abgeleitet und umgesetzt.

Aufgrund der sozio-ökonomischen Bevölkerungsstruktur war der Einsatz von jeweils zwei CN im 11., 15., 20. und 21. Wiener Gemeindebezirk geplant, wobei in den ausgewählten Bezirken jeweils ein Versorgungsgebiet entsprechend dem vorgegebenen Versorgungsschlüssel (1 VZÄ/5.000 Bewohner:innen) gestaltet wurde. In Kooperation mit der Gesundheit Österreich GmbH erfolgt die Projektevaluierung. Die Projektlaufzeit ist bis Ende 2024 vorgesehen.
Die sozialen Determinanten Einkommen, Bildung, Migration, Erwerbstätigkeit sind mit höheren Gesundheitsrisiken bzw. ungleichen Gesundheitschancen vergesellschaftet. Personen in einkommens-schwächeren Haushalten bewerten ihren Gesundheitszustand schlechter, leiden häufiger an chronischen Krankheiten und sind häufiger von Adipositas, Bewegungsmangel und Rauchen betroffen als Personen mit höherem Einkommen. Die Zielgruppen in den gewählten Projektregionen sollten insbesondere von der niederschwelligen Tätigkeit der CN profitieren, da sie gesundheitlichen Ungleichheiten gezielt entgegenwirkt.

Die FSW-Beratungszentren für Pflege und Betreuung sind zentrale Ansprechpartner für Pflegethemen. Sie beraten und vermitteln Leistungen bei bestehendem Pflegebedarf. CN adressieren Personen, bevor Pflegebedarf besteht. Der Fokus liegt auf Gesundheitsförderung, Förderung persönlicher Ressourcen, Reduktion von Gesundheitsrisiken sowie Erhalt des sozialen Netzwerks zur Vermeidung von Einsamkeit bei allen Zielgruppen. Der gezielte CN-Einsatz sollte zur sinnvollen Ergänzung etablierter Sozial- und Gesundheitsangebote führen und Synergien sollten genützt werden. Die Kooperation mit regionalen Sozial- und Gesundheitsdienstleistern sollten einen Mehrwert für die Zielgruppen schaffen. Partizipative Einbindung bei der Identifikation ungedeckter Bedarfe und der Entwicklung und Evaluierung von Maßnahmen war geplant. Die größte Herausforderung wurde in der Erreichung der Ziel-gruppen identifiziert. Insbesondere Personen präventiv für das Thema Pflege zu gewinnen und den Unterstützungsbedarf pflegender Angehöriger zum richtigen Zeitpunkt zu erfüllen, waren kritische Faktoren für das Gelingen des Projekts.
Die Versorgungsregionen der CN befanden sich in Wien im 11. (Simmering), 15. (Rudolfsheim-Fünfhaus), 20. (Brigittenau) und 21. Bezirk (Floridsdorf). Das Durchschnittseinkommen ist in Wien im 15. und im 20. Bezirk am niedrigsten. Im 11. und 21. Bezirk liegen die durchschnittlichen Nettoeinkommen mit rund 21.000 € und 23.000 €/Jahr ebenfalls im unteren Bereich. Im 15. Bezirk findet sich zudem der höchste Anteil an arbeitslos gemeldeten Personen in Wien. Auch in den drei weiteren Bezirken sind mehr Menschen arbeitslos gemeldet als im Wiener Durchschnitt. Im 15. Bezirk sind rund 42% der Bewohner:innen nicht-österreichische Staatsangehörige, der Wiener Durchschnitt beträgt im Vergleich dazu rund 30%. Der 20. Bezirk gilt neben Rudolfsheim-Fünfhaus als einer der ethnisch diversesten Gemeindebezirke. Im 11. und 21. Bezirk liegt der Anteil nicht-österreichischer Staatsangehöriger im bzw. unter dem Wiener Durchschnitt. Der Bildungsstand von Menschen zw. 25-64 Jahren liegt im 15., 20. und 21. Bezirk unter dem Wiener Durchschnittlich im 11. Bezirk ist er in ganz Wien am niedrigsten. (Quellen: https://www.wien.gv.at/statistik/bezirke u.a.)
Für die Umsetzung des Projekts wurden folgende Ziele auf zwei unterschiedlichen Ebenen identifiziert:

Zu den Zielen auf individueller Ebene zählten:

  • Förderung und Aufrechterhaltung der Gesundheit und der Lebensqualität der Zielgruppen
  • Vermeidung oder Reduktion von Einsamkeit und sozialer Isolation im Alter
  • gezielte Ergänzung der bestehenden Informations- und Beratungsangebote um die Themen Prävention und Gesundheitsförderung
  • wohnortnahe und bei Bedarf aufsuchende Maßnahmen für Einzelpersonen, Familien oder Gruppen in der Versorgungsregion

Ziele auf systemischer Ebene waren:

  • Vernetzung und Kooperation mit allen relevanten Systempartnern zur bedarfsdeckenden integrierten Pflegeversorgung
  • Erkennen von neuen/ ungedeckten gesundheitlichen/pflegerischen Bedarfen/Phänomenen innerhalb der Zielgruppen
  • Ableiten und Umsetzen von Maßnahmen

Projektdurchführung

Aktivitäten und Methoden

Mit der operativen Umsetzung des Projekts wurde im September 2022 begonnen. Nach einer Vielzahl an Windshield-Surveys in den Versorgungsregionen wurde eine umfassenden Bedarfserhebung in der Zielgruppe durchgeführt auf deren Basis die Angebote gestaltet wurden.
Die telefonische Erreichbarkeit war jeweils über eine Rufumleitung direkt in den Bezirk gegeben. Sprechstunden wurden zunächst in den Bezirksvorstehungen und an einem Standort der KWP-Pensionist:innenklub durchgeführt. Im Projektverlauf konnten die Sprechstundenstandorte auf eine Vielzahl der Klubs im Bezirk ausgeweitet werden. Zudem erhielten wir Anfragen von sozialen Vereinen und Wiener Büchereien sowie saisonal auch von Wiener Gemeindebädern und der Coolen Zone (MA25). Workshops und Informationsveranstaltungen wurden ebenfalls zu Beginn in den KWP-Klubs gehalten, diese wurden mit der Zeit ausgeweitet. Zum Projektende zählen nun ebenfalls die VHS, Büchereien, Tageszentren, Vereine für die migrantische Community (ÖIF, Malva, Neue Welt Verein) zu unseren Workshop-Standorten. Die Lukrierung von Kund:innen für Hausbesuche nahm am meisten Zeit in Anspruch. Es ist davon auszugehen, dass dies von der städtischen Bevölkerung abhängt, die durch Anonymität geprägt und somit skeptischer ist. Die Berücksichtigung aller datenschutzrelevanten Bedingungen hat dazu geführt, dass die CN auf die proaktive Kontaktaufnahme der Zielgruppe angewiesen war, wodurch die Anzahl der Hausbesuche erst nach Mundpropaganda der Netzwerkpartern:innen und der durch die als Multiplikator:innen beteiligten Personen der bereits erworbenen Kund:innnen stetig stieg.

Projektstrukturen und -rollen

Das Projektteam besteht zu Beginn aus der Projektleitung und sieben weiteren CN. Das Team ist seit November 2022 mit 8 vollzeitgeschäftigten DGKPs voll besetzt. Im Projektteam gab es im Juni 2023 eine personelle Veränderung. Im Zuge dieser hat die Projektleitung und eine weitere CN das Team verlassen. Die Nachbesetzung der Projektleitung wurde teamintern durchgeführt, die Nachbesetzung der zwei vakanten Stellen konnten im November 2023 abgeschlossen werden.

Absatz wegen personenbezogener Daten entfernt


Zu internen Projektmitarbeiter:innen zählen außerdem Beatrix Buder, ebenfalls vom FSW-Fachbereich Pflege und Betreuung, die im November 2023 von Gabriel Fellinger abgelöst wurde und Mitarbeiter:innen der Unternehmenskommunikation, der Stabsstelle Berichtswesen und Statistik sowie dem unternehmensinternen wissenschaftlichen Bereich.

Umgesetzte Vernetzung und Kooperation

Die ersten Netzwerkpartner:innen wie FSW-Tageszentren, Beratungszentren Pflege und Betreuung, und der Bereich Soziale Arbeit konnten unternehmensintern gewonnen werden. Die Bezirksvorstehungen mit ihren Bezirkssenior:innenbeauftragten und der Senior:innenbeauftragen der Stadt Wien sowie KWP-Pensionist:innenklubs waren ebenfalls Unterstützer:innen der ersten Stunde. Wienweit zählen außerdem noch folgende Netzwerke dazu: Wiener Gesundheitsförderung, Wiener Patient:innenanwaltschaft, Gerontopsychiatrisches Zentrum und Psychosozialer Dienst, Leitungen und Entlassungsmanagement diverser Krankenanstalten, Zeitpolster, Frühe Hilfen oder weitere Projekte oder Vereine wie Social Prescribing, JUSB, SToP.
In den Regionen waren Wohnpartner von Wiener Wohnen, die Grätzelpolizei, Wiener Gebietsbetreuung, Wiener Stadterneuerung, Stadtmenschen, Glaubensgemeinschaften, Volkshochschulen, Trägervereine (ASBÖ, Hilfswerk, Rotes Kreuz), Institutionen für Hilfsmittel und Heilbehelfe, lokale Vereine (login und Backbone 20) außerdem einige Primärversorgungszentren (PVZ) und Ärzt:innen. Im letzten Jahr konnte ebenfalls die Kooperation mit der Magistratsabteilung 17 und Vereinen der migrantischen Community (ÖIF; Malva, NEDA und Interface oder Verein neue Welt) vorangetrieben werden. Zugute kam uns dabei die Mehrsprachigkeit im Team, um diese Kooperationen anzubahnen.

Abweichung und Begründung

Abweichungen sind durch die personellen Veränderungen entstanden, die zum Punkt „Projektrollen“ beschrieben wurde.
Eine weitere Abweichung des ursprünglichen Strukturplan war der hohe Aufwand für Netzwerkarbeit und Öffentlichkeitsarbeit. Das Pilotprojekt vereint zwei Themen, die innovativ für die Gesundheits- und Soziallandschaft in Österreich sowie für die Bevölkerung waren, nämlich einerseits die Prävention und Gesundheitsförderung im Fokus sowie Pflegepersonen in der Berater:innenrolle. Es bedurfte eines hohen Maßes an Aufklärungsarbeit für Netzwerkparter:innen und Kund:innen betreffend die Tätigkeitsbereiche und Leistungsangebote. Nach gelungener Überwindung dieser Hürde stand einer
Als diese gelungen war, standen einer Vielzahl an Kooperationen nichts mehr im Weg.

Resümee

Die Bekanntmachung der Inhalte und Leistungsangebote des Projekts nahm vorab sehr viel Zeit in Anspruch. Auch bis zum Projektende war die kontinuierliche Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit notwendig, um die wichtigen Kontakte zu erhalten, die als Multiplikator:innen oder für Kooperationen zur Verfügung standen.
Aufgrund der DSGV-Bestimmungen wurden bis zum Projektende sozial isolierte Menschen schwer erreicht. Häufiger erfolgt Kontakt über Netzwerkpartner:innen wie die Grätzelpolizei oder Wohnpartner.
Mit steigender Bekanntheit wurden viele Personen aus anderen Regionen außerhalb der Versorgungsregion auf das Angebot der CN aufmerksam und wollten ebenfalls Kooperationen mit CN eingehen.
Obwohl viele unterschiedliche Strategien etwa die Teilnahme an Bezirksärzt:innen-Treffen, persönliche Vorstellungstermine oder die Erstellung von Empfehlungsscheinen versucht wurden, um die ärztliche Berufsgruppe abzuholen, ist es uns bis zum Projektende leider nicht strukturell und flächendeckend sondern nur vereinzelt gelungen. Am ehesten waren PVZ interessiert, wobei die Anfragen oft von den nichtärztlichen Berufsgruppen kamen.
Als Community Nurse zu arbeiten war eine spannende Erfahrung für Pflegepersonen, bei der sie ihr Beratungspotential ausschöpfen konnten. Die notwendige Lernbereitschaft und Flexibilität, sowie die hohe Kommunikationsbereitschaft und Wille, an innovativen Projekten mitzuarbeiten, bereichert beruflich und persönlich.