Unbekannte Organisation
Marktgemeinde Prinzersdorf
Aktualisiertes Projektkonzept auf Basis der Projekterfahrung
Ausgangslage und Überlegungen: Zur Vorbereitung der Projekteinreichung wurden sowohl die Projektregion als auch der konkrete Projektbedarf analysiert. Dabei wurde festgestellt, dass in der Marktgemeinde Prinzersdorf rund 20 % der Bevölkerung über 65 Jahre alt sind.
Seitens der Gemeinde wurde der Bedarf erkannt, da sich Bürgerinnen und Bürger häufig mit Fragen aus dem Gesundheits- und Sozialbereich an die Gemeinde wenden. Auch die hausärztliche Versorgung ist – wie vielerorts – ein dauerhaftes Thema, das auch Prinzersdorf betrifft.
Das Vereinsleben in der Marktgemeinde ist sehr aktiv: Es reicht von Pensionisten- und Seniorenverbänden über zahlreiche Sportvereine bis hin zu Musik- und Verschönerungsvereinen. Ein zentrales Anliegen bei der Projektanbahnung war jedoch die Frage, wie Personen erreicht werden können, die eher zurückgezogen leben, nicht in das Vereinsleben eingebunden sind und möglicherweise unter Einsamkeit leiden.
Setting: Die Gemeinde Prinzersdorf liegt im Bezirk St. Pölten Land Niederösterreich nur 10km von der Landeshauptstadt St. Pölten entfernt. Das Gemeindegebiet liegt an der Westbahnstrecke und es befindet sich eine Zughaltstelle im Gemeindegebiet. Das Gemeindegebiet von Prinzersdorf ist gekennzeichnet durch einen kompakten Ortskern mit einem belebten Gemeindeleben (Gastwirtschaften, Bank, Nahversorger und Vereinen). Prinzersdorf ist durch die gute Anbindung und Nähe zur Landeshauptstadt St. Pölten sehr attraktiv als Wohnort und es werden kontinuierlich Bauprojekte umgesetzt, die den Zuzug fördern. Es konnte aber auch beobachtet werden, dass von der Zielgruppe 65+ die Kinder oftmals von Prinzersdorf weggezogen sind und somit in gewissen Fällen eine Unterstützungsleistung im Alter durch die Kinder oder andere An- und Zugehörige nicht immer und umfassend gewährleistet werden kann.
Zielgruppen:
Zielgruppe Community Nursing Prinzersdorf sind:
- Personen die Fragen zum Thema Pflege- und Betreuung haben
- Personen ab 75 Jahren (präventiver Hausbesuch)
- Pflegende Angehörige
- Ältere alleinlebende Personen
Zielsetzungen:
Die Zielsetzung im Projekt Community Nursing Prinzersdorf wurde zu Beginn mit folgenden Punkten beschrieben: Community Nursing als zentrale Ansprechperson etablieren, Vernetzung der Gesundheitsdienstleister regional und überregional, Stärkung der Gesundheitskompetenz durch Vorträge, Beratungssituationen und präventive Hausbesuche.
Es konnten die Ziele größtenteils erreicht werden. Community Nursing wird in Prinzersdorf als zentrale Ansprechperson für Anliegen im Gesundheits- und Sozialbereich wahrgenommen und die ratsuchenden Personen schätzen die niederschwellige und kostenlose Erreichbarkeit. Der Punkt Vernetzung der Gesundheitsdienstleister regional und überregional wurde in der Projektdurchführung adaptiert. Es konnte in der Projektumsetzung eine gute Zusammenarbeit der Systempartnerinnen und Systempartner des Gesundheits- und Sozialsystems regional erreicht werden, jedoch konnte die überregionale Vernetzung angestoßen werden, jedoch nicht in dem Ausmaß wie erforderlich erreicht und umgesetzt werden. Möglicherweise kann die überregionale Vernetzung der Anbieter von Gesundheits- und Sozialleistungen durch Maßnahmen der Förderstelle (Land NÖ) ab 2025 fortgeführt und intensiviert werden. Die weiteren Punkte wurden in der Projektdurchführung umgesetzt.
Projektdurchführung
Aktivitäten und Methoden im zeitlichen Ablauf:
Die Veranstaltungen im Community Nursing (CN) Prinzersdorf wurden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterschiedlich in Anspruch genommen. Ein Learning im Nachhinein ist, dass Veranstaltungen über die Netzwerkpartnerinnen und Netzwerkpartnern oder einzelnen Personen als Unterstützung angepriesen werden sollten, da hier mehr Personen für die jeweilige Veranstaltungen erreicht werden können. Weiters sollten Veranstaltungen allgemeinere und nicht schambehaftete Themen beinhalten. Schambehaftete und ev. tabuisierte Themen wie Inkontinenz sind für Veranstaltungen (trotz Bedarfen) zur Erreichung betroffener Personen nicht zielführend. Diese Themen sollten in Hausbesuchen oder Gesundheitstreffs (bekannter und vertrauter Personenkreis die sich regelmäßig Treffen) behandelt werden. Weiters konnte in der Pilotierung erkannt werden, dass aufbauende Veranstaltungen, am Beispiel Demenzreihe, nicht oder nur punktuell von Personen angenommen werden und eine Vortragsreihe von den Personen nicht immer eingehalten wird. Positiv wurden die Veranstaltungen angenommen, dass diese kostenlos angeboten wurden und dass der Veranstaltungsort bei Veranstaltungen im CN meist derselbe Veranstaltungsort (Gemeindeamt) war. Im Projekt CN hat sich der Intervall von Veranstaltungen zu verschiedenen Themen mit ca. einer Veranstaltung im Quartal bewährt und das die Veranstaltungen zusätzlich in der Gemeindezeitung vorab angekündigt wurden. Eine Herausforderung stellte aber die Anmeldung zu Veranstaltungen dar. Eine Veranstaltung musste aufgrund geringer Anmeldungen abgesagt werden (Stolperfalle KfV), obwohl am Veranstaltungstag genügend Leute gekommen wären. Dies stellt eine Herausforderung in der Planung dar, hat sich aber in der gesamten Pilotierung, trotz Erwähnung bei Anmeldung zur Veranstaltung und mündlicher Erwähnung, nicht ändern lassen.
Die Sprechstunden wurden in der Projektlaufzeit zu Beginn gut und dann immer weniger in Anspruch genommen. Deshalb wurde in Absprache mit der Projektsteuerungsgruppe die Sprechstunden weggelassen. Sie waren wahrscheinlich zu Beginn des Projektes ein gutes Mittel, da durch die Unbekanntheit des Projektes und der Tätigkeit nicht alle Personen eine Kontaktaufnahme im häuslichen Setting wollten. Durch die Etablierung von CN im Projektgebiet und den damit verbundenen Informations- und Vertrauensgewinn ins Community Nursing wurden die Sprechstunden weniger in Anspruch genommen und Personen nahmen vorwiegend die Interventionen im häuslichen Setting an. Eine Möglichkeit wäre ebenfalls eine fixe Verankerung oder ein fixer Intervall der angebotenen Sprechstunde.
Projektstrukturen und Projektrollenverteilung:
Das Projekt Community Nursing Prinzersdorf ist direkt an der Marktgemeinde Prinzersdorf angesiedelt. Die Projektsteuerungsgruppe durch Personen aus der Gemeindepolitik und Gemeindeverwaltung unterstützte das Projekt, dass jede Person durch ihre Rolle und Expertise wertvolle und wichtige Beiträge zur erfolgreichen Umsetzung des Projekts Community Nursing Prinzersdorf einbrachten. Die projekt- und berufsspezifische Erfahrungen des Projektleiters unterstützten eine schlanke Projektstruktur und somit konnten weitere Instanzen für die Umsetzung vermieden werden. Herausfordernd war, die Projektleitung und Ausführung im Community Nursing Prinzersdorf mit der Stundenanzahl adäquat umsetzen zu können. Die fachliche Eignung ist wesentlich, deswegen ist der Verfasser der Auffassung, dass eine Projektleitung im CN jetzt und zukünftig eine mind. fünfjährige Berufserfahrung in der Gesundheits- und Krankenpflege mitbringen sollte sowie Aus- und Weiterbildungen im Bachelor- und Masterbereich zu Inhalten wie: ANP, Public Health, systemischer Ebene, Pflegeberatung, Umgang mit chronisch Kranken und Case- und Care Management.
Umgesetzte Vernetzung und Kooperation:
Einerseits wurde eine Vernetzung und Kooperation mit den regionalen Vereins- und ehrenamtlichen Strukturen geschaffen und andererseits mit den regionalen Anbietern des Gesundheits- und Sozialbereich. Die Vernetzung und Kooperation mit den regionalen Vereins- und ehrenamtlichen Strukturen hat sich als wichtige Säule im Projekt bewährt, da diese Säule als Bindeglied zwischen CN und Personen die hilfesuchend sind und nicht direkt mit der CN Kontakt aufnehmen wollen, etabliert wurde.
Mit den Anbietern von Gesundheits- und Sozialdienstleister konnte ebenfalls eine gute Zusammenarbeit in der Pilotphase etabliert werden. Wichtig in diesen Zusammenhang war, dass die jeweiligen Grenzen in den Aufgaben- und Rollen eingehalten wurden, und so konnte sich eine gute Zusammenarbeit entwickeln, die durch regelmäßige physische, aber auch telefonische Kontaktaufnahmen stattgefunden hat. Zum großen Bedauern konnte sich die Beziehung mit dem Hausarzt, der ebenfalls 2022 in der Marktgemeinde begonnen hat, bis zu seinem Verlassen der Ordination im April 2024 nicht so einstellen und es konnte keine umfassende Zusammenarbeit in der Zeit stattfinden.
Ohne dieses bewährte Netz aus regionalen Vereins- und ehramtlichen Strukturen, aber auch Anbietern von Gesundheits- und Sozialdienstleistern, hätte das Projekt Community Nursing Prinzersdorf nicht in dem Maße erfolgreich umgesetzt werden können.
Allfällige Abweichungen inkl. Begründung:
Es wurde im Jahr 2024 mit der Planung eines Gesundheitszentrums im Ortskern und einem betreuten Wohnen für ältere Personen begonnen. In diesen Planungen sollte Community Nursing Prinzersdorf in das betreute Wohnen integriert werden. Dies ist in dieser Form nicht möglich und es ist geplant, dass die Räumlichkeiten der CN vom Gemeindeamt in das neu errichtete Gesundheitszentrum integriert werden. Es haben bereits ein Hausarzt, eine Physiotherapeutin und eine Hebamme Interesse bekundet Räumlichkeiten im Gesundheitszentrum übernehmen zu wollen. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, Vernetzung und Absprache mit dem Team der im Gesundheitszentrum geplanten Berufsgruppen lässt sich dadurch im Sinne der Gemeindebürgerinnen und Gemeindebürger erleichtern.
Fazit
In der Marktgemeinde Prinzersdorf ist die Versorgung der Gesundheits- und Sozialdienstleister mit deren Angeboten die Versorgung gut gewährleistet. Die Gesundheits- und Sozialdienstleister, vor allem die Hauskrankenpflegeanbieter, können wichtige Angebote wie Heimhilfe, Soziale Alltagsbegleitung und mobile Physiotherapie anbieten.
Die Absiedelung und leere Kassenarztstelle hat mit Mai 2024 eine schwierige Situation für die Personen der Marktgemeinde gebracht, da andere Hausärztinnen und Hausärzte in der Umgebung meist keine Betreuung übernehmen konnten und Personen auf umliegende und weiter entfernte Arztstellen ausweichen mussten. Dies führt zum Punkt, dass im Gemeindegebiet eine eigene Mobilität mit ehrenamtlichen Fahrtendiensten fehlt, da die ältere Bevölkerung die örtliche Zughaltestelle aufgrund von Barrieren und oder körperlicher Gebrechen nicht immer erreichen kann. Dieser Punkt wurde in Hausbesuchen oder persönlichen Gesprächen häufig thematisiert.
Für den Projektaufbau wurden zu Beginn dementsprechende Zeitressourcen eingeplant, um nicht nur die jeweiligen strukturellen Gegebenheiten aufzubauen, sondern auch um die Netzwerkarbeit mit Anbietern von Gesundheits- und Sozialdienstleistern und den ehrenamtlichen Strukturen sowie Vereinsstrukturen erfassen und in das Projekt einbinden zu können. Eine wichtige Säule war hier die Unterstützung der Projektsteuerungsgruppe mit der Einführung in Vereinsstrukturen und Vernetzung mit ehrenamtlichen Personen. Ein großer Vorteil ist und war, dass die Projektleitung das fachliche Wissen mitbrachte, damit das Projekt fachlich gut umgesetzt werden konnte.
Eine Herausforderung in der gesamten Projektlaufzeit war das Thema Dokumentation bzw. Bereitstellung eines Dokumentationssystems. Durch verschiedene Zugänge (ein Dokumentationssystem wird bereitgestellt, wird nicht bereitgestellt oder nur eine Projektdokumentation) konnte keine klare Linie erreicht werden und das Thema wurde, aufgrund verschiedener Aussagen, nach hinten verschoben. Zukünftig wäre es wünschenswert, dass bei solch großen Projekten ein einheitliches Grundlagendokumentationssystem zur Verfügung gestellt wird. Dies spart nicht nur Ressourcen, sondern unterstützt auch das die ausführenden Personen (in diesem Fall CNs) mehr Zeit für die Klientinnen und Klienten zur Verfügung zu haben.
In der Arbeit mit Klientinnen und Klienten ist es wesentlich, dass die CN die Fallführung übernimmt und nach Interventionen besonders den Fokus auf Evaluation und nachhaltige Umsetzung legt. Dies fördert die Gesundheitskompetenz der betroffenen Personen und kann dabei unterstützen, dass zukünftig Bedarfe in diesem Zusammenhang selbst bewältigt werden können. Eine Vertrauensbasis ist in der Tätigkeit einer CN wesentlich und unterstützt die Arbeit mit den Klientinnen und Klienten. Gerade durch die Vertrauensbasis werden in Gesprächen (Anamnese) mit der ratsuchenden Personen Bedarfe erkennbar, die die ratsuchende Person primär nicht kannte und somit nicht die CN kontaktiert hätte. Häufig sind Personen aufgrund Unterstützung mit dem Förderwesen (Pflegegeldklagen, Unterstützungsleistungen im Gesundheits- und Sozialbereich ...) in Kontakt mit der CN getreten und es haben sich darüber hinaus weitere Interventionen nach den individuellen Bedarfen der Person(en) ergeben.