Marktgemeinde Königswiesen
Marktgemeinde Königswiesen
Ausgangslage und Überlegungen zum Projekt:
Das Projekt Community Nurse wurde zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung in ländlichen Gebieten gestartet. Dabei spielt der Gesundheitsdeterminanten Ansatz eine zentrale Rolle, da die Gesundheit eines Menschen von mehreren Faktoren ausgeht z.B. medizinische Faktoren, sozioökonomische Bindungen (Bindung, Einkommen, Arbeitslosigkeit und soziale Unterstützung haben direkten Einfluss auf die Gesundheit) und Umweltfaktoren. Aufgrund des Anstieges der älterwerdenden Personen, den Fachkräftemangel, die Zunahme von chronischen Krankheiten und Ungleichheiten im Zugang zur Gesundheitsversorgung, sollten vor allem dort die CN gezielt eingesetzt werden, um benachteiligte Bevölkerungsgruppen (insbesondere der ländliche Bereich) zu unterstützen. Nach Erörterung der derzeitigen Situation im Ort (Welche Angebote gibt es, wie ist die Personalbesetzung dort) wurden die Lücken im Versorgungssystem festgestellt und es wurde begonnen unsere Aufgaben und das Ziel zu definieren.
Unsere Ziele sind:
- Förderung der Prävention und Früherkennung: Durch regelmäßige Hausbesuche und regelmäßige, öffentliche Angebote wie z.B. Gesundheitstreff
- Verbesserung der Lebensqualität
- Entlastung des Gesundheitswesens: Durch präventives Arbeiten
- Vernetzung von Gesundheits- und Sozialdiensten
Setting (Projektregion samt Bevölkerungsstruktur, geographische und andere Besonderheiten, spezifische Bedarfe):
Geografisch liegt der Ortskern, Königswiesen auf einem Hang, der Ortskern besteht aus einer Kirche, 2 Hausärzten, Kindergarten, Volksschule, Mittelschule, Musikschule, Raika, Bäcker, Hotel Königswieserhof, Pizzeria, 2 Gasthäuser und dem Gemeindeamt. Von der älteren Bevölkerung ist leider zu bedauern das die Lebensmittelgeschäfte nicht im Ortszentrum sind, leider etwas außerhalb vom Ortskern Königswiesen. Etwas Außerhalb liegen das Lagerhaus, Unimarkt Billa und der Sportplatz.
Zu der Gemeinde Königswiesen gehört auch Mönchdorf - der Ort besteht aus dem Ortskern von 2 Gasthäusern, Bäcker, Raika. Früher waren auch ein Frisör und ein Lebensmittelgeschäft, wo es auch Geschirr und Toilettenartikel zum Kaufen gibt. Diese Geschäfte werden von den älteren Bewohnern sehr vermisst.
Besonderer Bedarf: Weiters ist aufgefallen, dass viele ältere Personen allein zu Hause leben. Die Angehörigen kümmern sich aus der Ferne um ihre Eltern und Großeltern. Meist kommen diese 1x pro Woche, um Erledigungen wie zum Beispiel Einkauf, Reinigung der Wohnbereiche und Reparaturen zu erledigen. Arzttermine werden vom Angehörigen ohne Beisein des Betroffenen vereinbart sowie der Transport zu den Arztterminen. Meist benötigt es eine Information am Vortag (telefonisch), z.B. dass ein Arzttermin bevorsteht. Medikamentenbestellung kommt über die Angehörigen auf dem Weg zur Arbeit. Nach dem Arzttermin nimmt der Angehörige Kontakt zum behandelnden Arzt auf, um Befund und weitere Schritte der Untersuchungen zu besprechen und planen. Leider gibt es dazu keine entlastenden Alternativen, um die Angehörigen zu unterstützen.
Zielgruppe(n) (Differenzierung in primäre und erweiterte Zielgruppen)
Primär: Personen ab 75
Erweiterte Zielgruppe: pflegende Angehörige
Zielsetzungen (angestrebte Veränderungen, Wirkungen, strukturelle Verankerung)
Förderung der Prävention und Früherkennung z.B. durch regelmäßige Hausbesuche. Dies konnte sich in der Pilotenregion Königswiesen und Mönchdorf sehr gut mit den Hausärzten und der Zusammenarbeit auf der Gemeinde in die Praxis umsetzten. Es wurde dazu sehr viel Öffentlichkeitsarbeit dazu geleistet und mit anderen Vereinen SHV, Rotes Kreuz, Volkshilfe zusammengearbeitet.
Durch die regelmäßigen Hausbesuche konnte die präventive Arbeit wie z.B. Sturzprophylaxe durchgeführt werden.
- Verbesserung der Lebensqualität: Aufgrund der Informationsvermittlung fühlen sich die Betroffenen meist sicherer im Leben und Wissen, an wen sie sich bei Problemen wenden können.
- Entlastung des Gesundheitswesens: Durch Optimierung der Wohnbereiche ist es denkbar, manche Stürze verhindern zu können.
- Vernetzung von Gesundheits- und Sozialdiensten: Durch die Teilnahme an diversen Vernetzungstreffen (Sozialforum, Gesundheitsmessen) mit anderen Gesundheitsanbietern lernten die CN die anderen wichtigen Kontaktpersonen kennen, es entstand eine enge Zusammenarbeit und Austausch (KBP, SBS, HKP, Demenzstellen und div. anderen Gesundheitsanbietern).
Projektdurchführung
Aktivitäten und Methoden im zeitlichen Ablauf
Zeitlicher Ablauf in Königswiesen:
Einstieg in das Projekt einer neuen CN im Mai 2024 für Königswiesen/Mönchdorf
2024 Königswiesen
Mai
Ab Mai vorstellen (hinterlegen der Visitenkarten) des Projektes bei den Ortsansässigen 2 Hausärzten, Rotem Kreuz, Amtstafel Gemeinde, Raika, HKP, Vereine Pensionisten, Sozialforum Unterweisenbach. Zeitungsartikel - Gemeindezeitung - Vorstellung erster CN
Juni
Vernetzung Treffen CN-Bad Zell:
Gemeinsamer Info-Austausch mit den dortigen CN
Juli
Anfrage für eine Unterstützung in Königswiesen für die erste CN – erste Gespräche wurden bereits geführt. Die Anfragen auf der Gemeinde Königswiesen für Hausbesuche wurde immer mehr. Aus zeitlichen Gründen war die Situation für CN dies schwierig. Erste Gespräche mit weiterer CN waren erfolgreich und der Start als CN hat am 1. August nach einem Einführungstag in Königswiesen begonnen. Die Unterstützung war für mich als CN eine sehr große Entlastung und wir konnten uns das große Gemeindegebiet Königswiesen und Mönchdorf sehr gut aufteilen.
August
Die Hausbesuche wurden gemeinsam zur Einschulung durchgeführt im Gemeindegebiet Königswiesen und Mönchdorf. Eine genaue Aufteilung der Familien wurde mit der neuen Kraft besprochen und eingeteilt im Wochenplan als CN.
Engmaschige Dienstgespräche und Unterstützung von den CN in Bad Zell waren uns im Königswiesen vor Ort immer eine sehr große Hilfe. Eine Planung für den Herbst mit der Gesunden Gemeinde Königswiesen für den Gesundheitstreff im Pfarrheim wurde mit dem Bürgermeister bereits besprochen.
Vorstellung in der Gemeindezeitung der neuen CN ab 1. August 2024.
September
Das Büro in Königswiesen wurde neu von organisiert, um einen guten Überblick über Infomaterial... zu erhalten.
Eine CN hat den Paula Kurs mit 4 Stunden in Bad Zell besucht, SEMINAR -Alles Easy (8 Stunden.)
Oktober
Fortbildung Gemeindeamt Königswiesen: Letzte Hilfekurs 4 Stunden
Fortbildung Paula Haus der Senioren Bad Zell – 4 Stunden
Letzte Hilfe Kurs – Gemeinde Königswiesen – 4 Stunden
Angehörigenarbeit – 4 Stunden, Diakoniewerk Gallneukirchen
Vernetzungstreffen in Henndorf am Wallersee
November
Gesundheitstreff Rüstig statt Rostig Pfarrheim Königswiesen 2x je 4 Stunden
Erste-Hilfe-Kurs Gemeindeamt Bad -4 Stunden:
Fortbildung: 16 Stunden Menschen personenzentriertes Begleiten
Projektstrukturen und Projektrollenverteilung
Ab September wurde die gesamte Leitung für die Projekte des Diakoniewerks geändert.
Es wurde auch eine Teamleitung für Königswiesen, Bad Zell/Tragwein und Ardagger für das Projekt eingesetzt. Ab Juni 2024 verließ die Teamleitung das Projekt und Ardagger, Königswiesen und Bad Zell/Tragwein wurde zu einem eigenen Team mit eigener Teamleitung. In Bad Zell/Tragwein und Königswiesen übernahm jemand neues die Teamleitung. Die 2 CNs teilen sich die Klienten.
Das CN-Büro in Königswiesen war im Gemeindeamt im 2. Stock. Dies konnte für Beratungsgespräche von Angehörigen sehr gut genutzt werden. Im Büro konnte der ständige Informationsaustausch seitens der Gemeinde und den CNs durchgeführt werden. Auch Sprechstunden konnten für manche Angehörige genutzt werden, es war für den Erstkontakt oft eine bessere Option, um mal alles aussprechen zu können, ebenfalls hatten sie den Mut, Gefühle, Probleme, Familienstreitigkeiten uns CNs anzuvertrauen. Bei einem Gespräch flossen auch sehr viele Tränen und seitens der CN-Rolle hatte die Angehörige eine Chance im Gespräch den Trauerprozess zu verarbeiten.
Umgesetzte Vernetzungen und Kooperationen:
In Kooperation mit den Hausärzten konnten auf der Gemeinde Königswiesen/Mönchdorf diverse Klienten vom Hausarzt und der Gemeinde an uns vermittelt werden.
Auch der Sozialmedizinische Betreuungsring-SMB (Essen auf Rädern) KH Freistadt und Linz vermittelt CN an ihre Klienten und Kunden, das zu einer aktiven Begleitung der Klienten führte.
Allfällige Abweichungen inkl. Begründung
Da es auch jüngere Personen gibt, die im Bereich der Pflege und Betreuung Unterstützung brauchen, wurden diese Personen auch angehört und an die richtigen Beratungsstellen im Bezirk Freistadt vermittelt. Diese Klienten waren Junge Mütter, die überlastet waren, chronisch Kranke und psychisch beeinträchtigte Menschen.
Fazit - Resümee der Lernerfahrungen
Die Lernerfahrungen waren sehr herausfordernd und vielseitig, oft waren die Klienten hilflos und verzweifelt. Der individuelle Umgang mit den Klienten und Angehörigen erforderte immer wieder viel Geduld, Feingefühl und Zeit. Die fachlichen Beratungsgespräche -Inkontinenzmaterial -Verbände etc. wurden von den Angehörigen sehr geschätzt.
Zum Arbeiten als CN wurde es zur täglichen Arbeit, die Klienten und Angehörigen aufzufangen und ihnen neue Perspektiven zu geben im Alltag. Schwierigkeit Datenschutz: Aufgrund der Datenschutzrechtlichen Bestimmungen, das besagt, dass die CN erst tätig werden darf wenn sich der Klient zuerst telefonisch bei CN meldet, gestaltet das Erreichen der Klienten als schwierig.
Lernerfahrungen:
Eine Lernerfahrung des Projektes war für uns, dass wir den Ablauf der Tätigkeit des Tages vollkommen frei einteilen konnte. Das brachte Freiheit im Tun und so konnte man seine Kreativität zum Ausdruck bringen. Wie gehe ich die Situation am besten an? Was ist Priorität? Welche Menschen kontaktiere ich dazu? Was benötigt es akut und was längerfristig? Wobei kann ich den Klienten am besten fördern, seine Ressourcen zu nutzen im Pflegealltag.
Der Arbeitsalltag als CN fühlte sich im Alltag ganz anders an als im Krankenhaus zu arbeiten. Wir gestalten unsere Termineinteilung vollständig selbst und wir konnten uns gezielt den Klienten mit seinen Problemen widmen. Die Klienten wussten oftmals gar nicht, was es alles so an Unterstützungen und Angeboten von außen gab, sie waren einfach oft nur dankbar, dass ihnen die Informationen gesagt wurden. Als CN habe ich in der Gemeinde Königswiesen oft Essen auf Rädern organisiert oder Verordnungsscheine über die Ordinationen vereinbart für die Angehörigen, die nicht erreichbar sind.
Der präventive Ansatz bei den CN-Tätigkeiten war für mich persönlich ein großes Augenmerk und meines Erachtens ein wesentlicher Kernpunkt im zukünftigen Gesundheitswesen. Dieser Ansatz ist für mich stärkend, aufbauend und sehr sinnvoll.