ARGE CN Eltendorf-Königsdorf
ARGE CN Eltendorf-Königsdorf
Ausgangslage und Überlegungen zum Projekt (Gesundheitsdeterminanten-Ansatz)
Die Gemeinden Eltendorf und Königsdorf im südlichen Burgenland sind durch ihre geografische Lage und demografische Struktur besonders herausgefordert. Die Abwanderung der jüngeren Generationen und die Entfernung zu größeren Städten und Krankenhäusern verschärfen die Problematik der Altersvereinsamung und fehlenden Generationenhilfe. Der Gesundheitsdeterminanten-Ansatz berücksichtigt diese Faktoren und zielt darauf ab, die gesundheitlichen und sozialen Bedürfnisse der älteren Bevölkerung durch eine Community Nurse zu adressieren. Dies wurde im initialen Antrag und den vier Monitoringberichten dargelegt.
Setting (Projektregion samt Bevölkerungsstruktur, geographische und andere Besonderheiten, spezifische Bedarfe)
Die Projektregion umfasst die Gemeinden Eltendorf und Königsdorf, die durch eine überwiegend ältere Bevölkerung geprägt sind. Viele der Bewohner*innen leben in Einfamilienhäusern oder ehemaligen Bauernhöfen und sind aufgrund von Krankheit und Morbidität zunehmend auf Unterstützung angewiesen. Die geografische Isolation und die fehlende familiäre Versorgung stellen besondere Herausforderungen dar. Viele der jüngeren Generation sind arbeitsbedingt in größere Städte gezogen oder Pendler:innen. Stehen somit nur bedingt für weitere Laienpflege zu Verfügung. Im Laufe des Projektes konnte die Zusammenarbeit durch die Ansiedelung einer Hausärztin im Rahmen der Primärversorgung nachhaltig verbessert werden. Im Bereich des Case- und Caremanagements wurden viele Menschen an einen sozialen Dienst angebunden. Jedoch mit der Herausforderungen der mitunter herrschenden Wartezeit auf Haushaltsunterstützung und Pflegeassistenz Berufe im extramuralen Setting. In der Region lag ebenfalls gemessen an der Gesamtbevölkerung ein sehr hoher Anteil an alten und älteren Menschen vor. In der unten genannten Zielgruppe etwa ein Viertel der jeweiligen Gemeinde über 70 Jahren.
Zielgruppe(n) (Differenzierung in primäre und erweiterte Zielgruppen)
- Primäre Zielgruppe: Ältere Menschen ab 75 Jahren, die in Einfamilienhäusern oder ehemaligen Bauernhöfen leben und deren Versorgung durch Krankheit und Morbidität gefährdet ist.
- Erweiterte Zielgruppe: Personen im Alter von 65 bis 75 Jahren, die Informationen und Beratung über künftige Pflegebedürftigkeit benötigen, sowie Menschen mit chronischen Erkrankungen und akut aufgetretenen Pflegeproblemen.
Zielsetzungen (angestrebte Veränderungen, Wirkungen, strukturelle Verankerung)
- Angestrebte Veränderungen: Verbesserung der gesundheitlichen und sozialen Versorgung der älteren Bevölkerung, Reduzierung der Altersvereinsamung, und Förderung der Selbstbestimmung und Lebensqualität.
- Wirkungen: Erhöhung der Gesundheitskompetenz, Verbesserung der Pflege und Betreuung, und Aufbau eines stabilen Versorgungsnetzwerks.
- Strukturelle Verankerung: Etablierung der Community Nurse als zentrale Anlaufstelle für Gesundheits- und Pflegefragen, Integration in bestehende Versorgungsstrukturen und Kooperation mit lokalen Gesundheitsdienstleistern.
Projektdurchführung
Die Projektdurchführung umfasst die Etablierung der Community Nurse als „Single Point of Contact“ für Gesundheits- und Pflegeanliegen, die Durchführung von Informationsveranstaltungen und Schulungen, sowie die Zusammenarbeit mit lokalen Gesundheitsdienstleistern und Pflegeorganisationen.
Aktivitäten und Methoden im zeitlichen Ablauf
- Phase 1: Informationsveranstaltungen und Aufbau des Versorgungsnetzwerks.
- Phase 2: Durchführung von Schulungen und Workshops zur Gesundheitsförderung und Sturzprävention.
- Phase 3: Etablierung der Pflegehotline und des Pflegenotdienstes.
- Phase 4: Regelmäßige Hausbesuche und Gesundheitschecks.
Die telefonische Konsultation der Community Nurse über eine Zusammenarbeit mit 1450 LSZ Burgenland ist aufgrund einer negativen Entscheidung der Stakeholder gescheitert. Es wurde jedoch die Nummer am Diensthandy der Community Nurse ausgiebig für niederschwellige Beratungsanfragen und als Startpunkt für weiteres Case- und Care Management genützt.
Besonders gut wurden Schulungsformate im Bereich der Selbstpflege, Pflegeinformationen und Reanimationsschulungen angenommen. Diese Formate wurden mit der gesamten Zielgruppe im Projekt abgehalten. Ebenfalls fanden Notfallschulungen für Eltern im Kindergarten und Volksschule statt. Auch das pädagogische Personal dieser Einrichtungen wurde durch die Community Nurse geschult und während dem Projekt regelmäßig betreut.
Die Nachfrage nach präventiven Hausbesuchen war nur bedingt proaktiv, trotz intensiver Bewerbung in den Gemeinden. Im Regelfall waren es oftmals Akutvisiten, die sich dann in eine längere Betreuung der Familien und Einzelpersonen gewandelt hat. Niedergelassene Sprechstunden wurden nur sehr gering nachgefragt. Hierbei wurden im Projekt verschiedene Modi getestet. Der regelmäßige Standardtermin hatte hierbei keinen Vorteil zu Themenspezifischen Sprechstunden bzw. Änderungen der Zeiten und Tage.
Projektstrukturen und Projektrollenverteilung
- Projektleitung: Verantwortlich für die Gesamtkoordination und strategische Ausrichtung. Durch die ARGE CN Eltendorf-Königsdorf. Ab dem Wechsel in das Anstellungsmodell auch Übernahme der Projektleitung durch diese.
- Community Nurse: Zentrale Anlaufstelle für Gesundheits- und Pflegefragen, Durchführung von Hausbesuchen und Schulungen, sowie Sprechstunden in den Gemeinden.
- Kooperationspartner: Hausärzt:innen, Gesundheitsnetzwerke, mobile Pflegeorganisationen und freiberufliche DGKP.
Umgesetzte Vernetzungen und Kooperationen
- Zusammenarbeit mit der Hausärztin in Eltendorf und dem Gesundheitsnetzwerk Raabtal.
- Kooperation mit mobilen Pflegeorganisationen und sozialen Betreuungseinrichtungen.
- Aufbau einer Kooperation mit Klinik Entlassungsmanagement und mobilem Palliativteam
- Niederschwellige Zusammenarbeit mit der Pflege- und Sozialberatung Burgenland. Standort Jennersdorf als dauerhafte Projektpartnerin aufgebaut.
Allfällige Abweichungen inkl. Begründung
- Verzögerungen bei der Etablierung der Pflegehotline über 1450 aufgrund organisatorischer Herausforderungen. Lokale Nummer für die Projektlaufzeit.
- Anpassungen im Schulungsprogramm aufgrund spezifischer Bedarfe der Zielgruppen.
- Fokus auf Hausbesuche nach Entscheidung der ARGE Leitung.
- Im letzten Projektjahr ebenfalls Fokus auf die regelmäßige Abhaltung von Sprechstunden.
- Komponente Pflegenotdienst ursprünglich im Konzept angeführt, jedoch aufgrund der strukturellen Rahmenbedingungen in Form telefonischer Bereitschaft und kurzfristigen Akutvisiten und Hausbesuchen umgesetzt.
Fazit
Das Community Nurse Projekt hat erfolgreich Versorgungslücken geschlossen und neue Wege in der gemeindenahen Pflege beschritten. Die ältere Bevölkerung wurde ausreichend informiert und geschult, um selbstbestimmt zu entscheiden, und die Zusammenarbeit mit lokalen Gesundheitsdienstleistern hat sich als effektiv erwiesen. In ländlichen Regionen mit wenigen Einwohner:innen bei hohem Anteil älterer Menschen, braucht es eine Anpassung des CN Angebotes. Insbesondere die Information und Beziehungsarbeit mit der Zielgruppe ist für eine Community Nurse sehr zeitintensiv. Klassische Marketingtools einer Gemeinde waren in der Region nicht ausreichend für die Bekanntmachung der Community Nursing Leistungen. In kündigten Projekten muss dem aufsuchenden Kontakt- und Vertrauensaufbau einer Community Nurse Rechnung getragen werden. In der ersten Projektphase war die Tätigkeit ebenfalls größtenteilts auf Einzelfall bzw. Familienebene angesiedelt. Lediglich die Informationsweitergabe- und Workshops wurden auf Gemeindeebene angenommen. Ergebnisse der Windshield Surveys konnten nicht in der Kommunalverwaltung berücksichtigt werden. Die Community Nurse müsste hier eine systematische Schnittstelle zu den Bezirksverwaltungen und ärztlichen Sprengelbeauftragen herstellen. Somit könnte auf Community Ebene ein Pflegeprozess implementiert werden. Zusammenfassend nahm auch der Aufbau und die Kooperation des Versorgungsnetzwerkes viel Zeit in Anspruch.
Resümee der Lernerfahrungen
Die Projekterfahrung hat gezeigt, dass eine enge Zusammenarbeit und Vernetzung mit lokalen Akteuren entscheidend für den Erfolg des Projekts sind. Die Bedürfnisse der älteren Bevölkerung müssen kontinuierlich evaluiert und die Angebote entsprechend angepasst werden. Die Community Nurse hat sich als zentrale Anlaufstelle bewährt und die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung nachhaltig verbessert. In der Region waren insbesondere die aufsuchende Tätigkeit in angeforderten Visiten, als auch niederschwellige telefonische Beratung besonders zielführend. Als besondere Lernerfahrung würde ich sehen, dass bei Projektbeginn mehr Zeit der Planung und dem Assessment auf allen Ebenen eingeräumt werden muss. Die Schwerpunktsetzung im bunten Strauß des Rollenprofiles erzeugte den Druck alle Leistungen auch so im Projekt anzubieten. Vielmehr müssen künftige Community Nursing Projekte individuell auf die Region angepasste Maßnahmenbündel schnüren, um möglichst auf allen Ebenen des Public Health Intervention Wheels treffsicher zu werden.